Roboter und Räucherstäbchen – Ein Interview mit Pflege-Pionierin: Florence Nightingale

12. Mai: Tag der Pflege

Mit ihr hat alles angefangen: Florence Nightingale (Foto: Florence Nightingale Museum)

Am 12. Mai ist „Tag der Pflege“. Wir wollen wissen: Wie feiern Sie den Tag der Pflege? Schicken Sie Ihre Eindrücke direkt an info@die-pflegebibel.de.

Der Tag der Pflege (International Nurses Day) wird in Deutschland seit 1967 am Geburtstag von Florence Nightingale gefeiert. Die am 12. Mai 1820 in Florenz geborene Krankenschwester britischer Eltern gilt als Pionierin der Pflege. Nightingale war der Ansicht, dass es neben ärztlichem, ein pflegerisches Wissen geben sollte. Das vertrat sie in ihren Schriften zur Krankenpflege, die als Gründungsschriften der Pflegetheorie gelten. Wir haben Florence Nightingale interviewt:

Frau Nightingale, wie sah denn Pflege vor fast 200 Jahren aus?

Das ist mit heute kaum zu vergleiche. Alleine die hygienischen Zustände waren damals katastrophal, im Gegensatz zu heute. Aber: Auch mir war der Mensch wichtig. Ich habe den Eindruck, dass heute langsam diese Denke wieder modern wird. Nach vielen Jahren der Systemisierung kommen die Verantwortlichen zur Erkenntnis, dass sie es mit Lebewesen zu tun haben. Das begrüße ich sehr.

Schauen wir mal in die Zukunft: Wie wird Altenpflege in fünf Jahren aussehen?

Wie ich als Begründerin der Pflegetheorie es bereits im 19. Jahrhundert im Sinn hatte: Pflege soll den ganzen Menschen erreichen – nicht nur seinen Körper, sondern ebenso seinen Geist und sein Herz. Damit das gelingen kann, sollten Altenheime ihre Pfleger entlasten. Sei es durch zusätzliche Kräfte, die etwa beim Essen reichen helfen oder durch Seminare zum Stress-Abbau, beziehungsweise zum Umgang mit Sterben und Tod. Nur wenn die Menschen, die pflegen, gesund sind, können sie liebe- und wertvolle Arbeit leisten.

In der Industrie ersetzen Roboter Handarbeit. Wie sieht das in der Pflege aus?

Eigentlich klar: Im fast 200-sten Jahr nach der Pflegegründung testen heute Japaner und Belgier Pflegeroboter. Wie ich sehe, können die maschinellen Helfer beim Umlagern oder beim Hinsetzen in den Rollstuhl zur Hand gehen. Oder Senioren beim Aufstehen unter die Arme greifen. Anscheinend ist die Kommunikation Mensch-Maschine inzwischen so ausgereift, dass Roboter die Mimik lesen und darauf reagieren können. Ich persönlich tue mich noch schwer mit der Vorstellung, dass bald diese Blechtypen durch die Flure sausen sollen. Aber wer glaubte vor zehn Jahren, dass wir heute bewegte Bildchen auf einem Handkästchen anschauen können, das sogar Nachrichten sendet. Oder wer glaubte vor 125 Jahren an die Zukunft der Automobile …

Und was sollte sich in den Häusern ändern, vielen Altenheimen haftet immer noch der Uringeruch an?

Wie schon vor 200 Jahren betont: Es geht um Lebensqualität. Jede neue Generation Senioren hat andere Ansprüche. Die jüngsten Heimbewohner kennen keine Kriegserlebnisse. Sie lebten in der Wirtschaftswunderzeit oder gehören zur 68er-Generation. Diese Leute wollen mitbestimmen wie der Speiseplan aussieht, welche Bewegungsprogramme es gibt oder wer zur Literaturlesung ins Haus kommt. Häuser, die dieses Klientel bedienen wollen, dürfen nicht nach Urin riechen – da geht nicht mal Zitronenduft vom Putzmittel. Wahrscheinlich stattdessen Räucherstäbchen und veganes Essen.

Ähnlich wird es mit den kulturellen Unterschieden gehen, oder?

Natürlich, wie ich sehe leben heute Christen, Muslime und Buddhisten in Pflegeheimen. Das bedeutet, meine Kollegen müssen sich auf verschiedene Essenwünsche, Besuchsrituale und unterschiedliche Sterbekulturen einstellen. Das ist eine Herausforderung für Häuser und Mitarbeiter, die ja heute auch aus unterschiedlichen Kulturen kommen.

Frau Nightingale, vielen Dank für das Interview.

 

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