Klangtherapie: Mit Tönen heilen

Klangmassagen lindern Beschwerden und beugen Verspannungen vor

Die Klangmassage ist eine Form der Klangtherapie.
Klangschalen gibt es in verschiedenen Formen, Größen und Farben (Foto: Dusyma)

Zu Beginn der Klangtherapie ist still im Pflegezimmer von Peter B. Eine kupferfarbene Schale liegt auf dem Bauch des 87-Jährigen, der nach einem Schlaganfall vor zwei Jahren bettlägerig ist. Vorsichtig schlägt Betreuerin Anita die Klangschale an – immer wieder in regelmäßigen Abständen. Ein leises Summen ertönt. Peter B. schließt die Augen. Sein Gesicht entspannt sich.

Eine Massage, die von innen wirkt

Klangmassage nennt sich dieses Prozedere im Fachjargon. Immer mehr Pflegeheime, Krankenhäuser und Reha-Zentren setzen auf deren wohltuende Wirkung. Das Prinzip ist einfach. Eine oder mehrere Klangschalen liegen in der Nähe, auf dem Körper oder in den Händen eines Patienten. Durch regelmäßiges Anschlagen entstehen nicht nur Töne sondern auch Schwingungen. Diese übertragen sich laut Überzeugung der Klang-Befürworter auf den menschlichen Körper. Gewebe und Organe schwingen quasi mit. „Man kann sich das wie eine zarte Massage des Körperinneren vorstellen“, erklärt Klangpädagogin Rosemarie Bleil.

Viele Erfolgsgeschichten

Die examinierte Altenpflegerin ist von der Heilkraft der Töne überzeugt. „Nach zwei Jahren Klangtherapie hat ein verstummter Demenzpatient plötzlich wieder angefangen zu sprechen“, erzählt sie, „das hat selbst mich nach jahrzehntelanger Arbeit im Pflegebereich überrascht.“

Alles Leben schwingt

Klangtherapeuten gehen davon aus, dass jedes Organ, jedes Gewebe seine eigene Frequenz besitzt, in der es normalerweise schwingt. Körperliche Störungen entstehen demnach durch Blockaden, die dieses Schwingen verhindern. Versetzt man eine blockierte Stelle in Vibration, so werde diese stimuliert, zunächst mit der äußeren Frequenz mitzuschwingen und anschließend zu ihrer eigenen, harmonischen Frequenz zurückzukehren.

Weniger Medikamente durch Klangtherapie

Das Klangerlebnis verbessere die Körperwahrnehmung und beuge sogar Stürzen vor. Gleichzeitig wirke die Therapie stimmungsaufhellend, sorge für besseren Schlaf oder weniger Schmerzen. „Wer regelmäßig zur Klangmassage kommt, braucht meist weniger Medikamente„, weiß Bleil. Nach Schlaganfällen komme mithilfe der Töne außerdem oft die Empfindung in den Extremitäten wieder.

Übrigens: Nicht nur Klangschalen können zum Einsatz kommen. Auch Trommeln, Klangkugeln oder Monochords (einfaches Saiten-Instrument) wirken entspannend bis meditativ. Mehr Informationen zur Klangtherapie findet ihr hier.

Klangübung zum Ausprobieren

Neugierig geworden? Diese kleine Übung zur Klangtherapie könnt ihr gemeinsam mit Bewohnern oder Angehörigen ausprobieren.

Dazu braucht ihr:

  • eine Klangschale
  • weiche Unterlagen
  • Decken
  • Kissen

Je nach dem, mit wem ihr die Fantasiereise macht, könnt ihr die Anrede selbstverständlich anpassen.

Sprecher: Lege oder setze dich ganz bequem hin, so dass du für einige Minuten deinen Körper wahrnehmen und eintauchen kannst in deine inneren Räume. Schließe, wenn du möchtest deine Augen. Spüre, wie dein Körper auf der Unterlage aufliegt. Nimm deinen Atem wahr – wie du ein- und ausatmest. Mit jedem Ausatmen wirst du etwas ruhiger. Dein Körper entspannt sich mehr und mehr.

Die Klangschale wird im gleichbleibenden ruhigen Rhythmus bis zum Ende der Fantasiereise angespielt.

Sprecher: Gehe mit deiner Aufmerksamkeit zu deinen Füßen. Spüre, wie die Klänge der Klangschale zu deinen Füßen fließen. Wie sie deine Füße mit Klang auffüllen, sich dort ausbreiten, sie sanft von innen massieren. So dass alles andere keinen Platz mehr hat. Verspannungen lösen sich, werden regelrecht von den Klängen verdrängt. Lasse nun die Klänge über deine Fußsohlen einströmend weiterfließen zu deinen Unterschenkeln…

Die Reise zu den einzelnen Beriechen des Körpers wird je nach Ausdauer der Teilnehmer fortgesetzt. Nach und nach werden so alle Verspannungen gelöst.

Kurze Version: Oberschenkel, Bauch, Brustkorb, Arme und Kopf

Lange Version: Oberschenkel, Gesäß, Steiß, Rücken, Schulterblätter, Nacken, Schultern, Brust, Bauch. Weiter mit Schultern, Oberarmen, Ellenbogen, Unterarmen, Händen. Abschließend noch einmal die Schultern, der Nacken und der Kopf.

Sprecher: Nun ist dein Körper mit wunderbaren Klängen aufgefüllt, du schwingst und klingst innen und außen. Alle Verspannungen und Gedanken machen den Klängen Platz. Genieße dieses Gefühl für einige Momente. Klangschale langsam ausklingen lassen. Dann erinnere dich an deinen Atem, wie du ein- und ausatmest. Nimm ein paar tiefe Atemzüge. Spüre deinen Körper, wie er auf der Unterlage aufliegt, recke und strecke dich. Und wenn du deine Augen öffnest, bist du ausgeruht und erholt und wieder ganz frisch.

Bei dieser Klangübung handelt es sich um einen Auszug aus dem Buch „Töne sehen, Klänge fühlen“ von Tanja Draxler-Zens.