Personalmangel: Krankenhäuser fahren Verluste ein

Ein Drittel der Kliniken schreibt rote Zahlen, weil sie zu wenige Pflegekräfte haben

Aufgrund fehlender Fachkräfte schreiben Krankenhäuser rote Zahlen.
Krankenhäuser setzen aufgrund Personalmangel auf Integration von Ausländern (Foto: Fotolia)

Rund 32 Prozent der deutschen Krankenhäuser kann offene Pflegestellen nicht besetzen. Jedes fünfte Klinikum sucht Personal inzwischen im Ausland. Das fand eine Umfrage bei Kliniken, der aktuelle Krankenhausbarometer, heraus.

Fehlende Gelder führen zu Personalmangel

Ein Drittel der deutschen Krankenhäuser fährt Verluste ein. Im Vergleich zu den Vorjahren ist dies aber eine Verbesserung. „Die vorliegenden Zahlen, die wirtschaftliche Entwicklung mit besseren Grundlohnraten und die im Krankenhausstrukturgesetz vereinbarten Verbesserungen lassen uns hoffen, dass in den nächsten Jahren deutlich mehr Krankenhäuser aus der Defizitsituation herauskommen können. Die Reform gibt uns Luft bei den Betriebskosten – das Hauptrisiko für Defizite bleibt bei unzureichenden Investitionsmittelbereitstellungen durch einzelne Bundesländer„, sagt Georg Baum, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG).

Zeit für Aufwertung

Größte Herausforderung der Krankenhäuser ist die Personalsicherung. „Der Fachkräftemangel in Deutschland hat immense Auswirkungen auf die Besetzung auch der Pflegekräfte in Krankenhäusern. In den letzten fünf Jahren haben fast 20 Prozent der Allgemeinkrankenhäuser gezielt Pflegekräfte aus dem Ausland angeworben. Und trotzdem haben wir noch immer ein Stellenbesetzungsproblem. Hier müssen wir mit einer Aufwertung des Pflegeberufs ansetzen. In keinem Fall darf die Vereinheitlichung von Alten- und Krankenpflegeausbildung zu Verunsicherungen führen“, attestiert Baum.

Recruiting aus dem Ausland

So stellte die MEDIAN Heinrich-Mann-Klinik in Bad Liebenstein im Juni 2016 eine neue Mitarbeiterin ein, die nach der Rekrutierung ausländischen Fachkräften helfen soll. Nadja Lipp ist die neue Integrationsbeauftragte und damit erste Ansprechpartnerin für zurzeit zehn in der Klinik beschäftigte Pflegekräfte aus Ungarn, der Ukraine und dem Kosovo. Die 33-jährige gelernte Kauffrau im Gesundheitswesen und examinierte Krankenschwester soll die Neuankömmlinge beim Start am neuen Arbeitsplatz und im neuen Team unterstützen und ihnen auch in privaten Belangen Hilfestellung geben. „Aus allen bisherigen Erfahrungen mit dem Recruiting von Mitarbeitern aus dem Ausland, haben wir dieses Konzept entwickelt und die neue Stelle geschaffen“, erklärt Martin Kubiessa, Kaufmännischer Leiter. „Und wir sind zuversichtlich, dass wir damit unser Ziel erreichen können, langfristig neue Mitarbeiter für die Pflege und andere Abteilungen der Klinik zu gewinnen.“

Ich verstehe mich als Lotse im noch fremden Land für die neuen Fachkräfte“, erklärt die gebürtige Thüringerin und Mutter eines Sohnes ihre Tätigkeit. Ihr Arbeitgeber ist eine Fachklinik für neurologische und orthopädische Rehabilitation mit 271 Betten und gehört zu MEDIAN, einem Gesundheitsunternehmen mit 78 Rehabilitationskliniken, Deutschlands größtem privaten Betreiber von Rehabilitationseinrichtungen. Mit ca. 13.000 Mitarbeitern und über 13.500 Betten bzw. Behandlungsplätzen.

Zukünftig werden noch mehr Krankenhäuser nach eigener Einschätzung Bedarf an ausländischen Pflegekräften haben, ergibt sich aus dem Krankenhausbarometer. Insbesondere auch um die Aufstockungsmöglichkeiten mit Hilfe des Pflegeförderprogrammes realisieren zu können. „Das macht umso deutlicher, dass gesetzgeberisches Handeln zur Anerkennung ausländischer Abschlüsse dringend ist“, so Georg Baum.


Leila Haidar ist freie Wirtschaftsjournalistin aus Stuttgart. Sie ist für verschiedene überregionale Tageszeitungen tätig, schreibt für Fachmagazine und beschäftigt sich mit den verschiedensten Themen, darunter Personal, Industrie und Logistik.