Pflegekräfte: Überlastet bis zum Break-Down – Teil 3

Teambuilding, Krisengespräche und zu wenig Personal

Ein eingespieltes Team entlastet immens. (Foto: Fotolia)

Ein funktionierendes Team und eine fehlerfreundliche Arbeitsatmosphäre machen manchen Missstand wett. Auch im Pflegeheim. Thomas Mäule, Andreas Leimpek-Mohler und Martin Nestele diskutieren Team-Maßnahmen und stellen klar, dass kein Weg an mehr Personal vorbeiführt.

Im Team füreinander da sein

Dass ein eingespieltes Team immens entlastent wirkt, belegt unter anderem die Burnout-Umfrage unter Führungskräften der Evangelischen Heimstiftung. Stiftungstheologe Thomas Mäule zufolge seien Team-Schulungen daher erwünscht und würden unterstützt. Für Führungskräfte selbst besteht sogar die Pflicht halbjährlich an einer entsprechenden Fortbildung teilzunehmen. Hier analysieren und trainieren sie Zeitmanagement, Kommunikation und Konfliktlösung. Die katholischen Kollegen bei der Caritas unterstützen Team-Maßnahmen ebenso. „Diese müssen aber von den Führungskräften gewollt sein“, so Andreas Leimpek-Mohler, Geschäftsführer des Verbands katholischer Altenhilfe.

Wenn’s richtig schwierig wird

Letztendlich sei ein offenes Gespräch nach wie vor die beste Art mit Ängsten, Sorgen und Problemen umzugehen. Die Heimstiftung fördert deshalb den Austausch unter Kollegen, Angehörigen und Führungskräften. So bietet die ethische Fallbesprechung einen beschützten Rahmen, um schwerwiegende Probleme mit Betroffenen zu diskutieren. Mäule: „Das kann ein besonders aggressiver Bewohner sein oder jemand, der sein Essen verweigert.“ Ein heimfremder Moderator sorgt dafür, dass in den Gesprächen niemand beschämt wird. Leimpek-Mohler sieht es ähnlich: “Das A und O ist die Kommunikation. Team- und Mitarbeitergespräche sollten in allen Einrichtungen regelmäßig stattfinden.“

Mehr Personal ist Pflicht

Laut ver.di-Mitglied und Altenpfleger Martin Nestele sind alle Hilfsmaßnahmen richtig und wichtig. Um Mitarbeiter aber langfristig zu entlasten und den Beruf des Pflegers attraktiver zu machen, gebe es nur eine Möglichkeit: Mehr Personal in den Heimen. Deshalb fordert er mit ver.di, dass im neuen Rahmenvertrag für vollstationäre Pflege die Personalrichtlinien angehoben werden. Aktuell müssen Heime im Schnitt ein Verhältnis von 1:3 nachweisen – also eine Pflegekraft pro drei Heimbewohner. Die Vorgaben variieren je nach vorkommenden Pflegestufen. Ver.di verlangt, dass zukünftig schon auf zwei Bewohner mindestens ein Pfleger kommt. Das bedeutet: Hat ein Haus 100 Betten, muss es 50 Pflegekräfte beschäftigen. Zwar heiße das nicht, dass tatsächlich so viele Fachkräfte vor Ort seien (die De-facto-Betreuung soll bei 1:6 liegen), trotzdem würde sich die Situation deutlich entschärfen. Ein Haken bleibt: Zusätzliche Stellen müssen finanziert werden. Pflege würde also unweigerlich teurer.

Die Experten

Andreas Leimpek-Mohler
Geschäftsführer
Verband katholischer Altenhilfe
Martin Nestele
Altenpfleger
ver.di
Thomas Mäule
Pfarrer
Evangelische Heimstiftung

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