Patientenedukation: Selbständig bleiben im Pflegebett

Mit Patientenedukation kennen sich Senioren in ihrer Situation aus

Patientenedukation ist eine wichtige pflegerische Aufgabe.
Patientenedukation: Indem sie sich mit ihrer Situation auskennen, übernehmen Ältere Verantwortung für sich selbst. (Foto: Fotolia)

Wer sein ganzes Leben lang selbständig und aktiv war, möchte die Verantwortung für das eigene Leben und seinen Körper auch dann weiter übernehmen, wenn er gepflegt werden muss. Patientenedukation hilft Senioren mit dem richtigen Wissen bei Pflege und Krankheitsbehandlung aktiv dabei sein zu können.

Pflegebedürftige und ihre Familien schulen

Chronisch Kranke wie Diabetiker, Asthmatiker oder Menschen mit Rückenleiden, befinden sich genauso wie Pflegebedürftige in einem komplexen System. Pfleger, Ärzte und Soziale Dienste geben sich die Klinke in die Hand. Damit Pflege und Behandlung nicht mit den Betroffenen geschieht, sondern sie ein aktiver Teil davon sind, sollen sie sich mit ihrer Lage auskennen. Einrichtungen und Institutionen wie das Netzwerk Patienten- und Familienedukation in der Pflege e.V. sehen es als dringend notwendig an, dass Familie und Patienten über die Situation und bestehende Krankheiten informiert, beraten und geschult werden.

Ältere möchten so aktiv wie möglich sein

„Betroffene möchten aktiver sein und informierte Entscheidungen treffen. Aufwändigere Behandlungsmethoden erfordern von Patienten oft jahrelange Befolgung von Prozeduren“, schreibt Angelika Zegelin vom Institut Pflegewissenschaft der Universität Herdecke in einem Fachbeitrag. Das gilt im Rahmen der Möglichkeiten bettlägeriger und dementer Älterer auch für die Pflege. Letztlich gehe es, so sind sich die Experten einig, auch um ein Kohärenzgefühl, in dem Pflegebedürftige verstehen und nachvollziehen, was um sie herum und mit ihnen geschieht.

Patientenedukation erzeugt Kohärenzgefühl

„Unter Patientenedukation verstehen wir alle pädagogischen und psychologischen Maßnahmen zur Verbesserung des Gesundheitszustandes und des Kohärenzgefühls des Patienten oder Pflegebedürftigen – die Familie ist immer einbezogen“, heißt es beim Netzwerk Patienten- und Familienedukation in der Pflege. Unter dem Aspekt der Pflege sei Alltagskompetenz die wesentliche Zielgröße.

Von der Überforderung zur Information

Ein reines Vorurteil ist es, dass sich Kranke und Pflegebedürftige nicht mit ihrem Zustand befassen wollen oder zu wenige Fragen stellen. Wirken Patienten desinteressiert, liege es am schlechten Zeitpunkt oder an einer generellen Überforderung mit einer Vielzahl an Geschehnissen oder Informationen in diesem Moment. Vor allem in der Akutphase delegieren Betroffene solche Auseinandersetzung gerne an den „Experten“, weiß Zegelin.

Altenpfleger sind wichtige Ressource bei Patientenedukation

Die Wissenschaftlerin sieht Altenpfleger als wichtige Ressource, wenn es um die Anleitung und Information der Betroffenen und deren Familien geht. „Pflegende sind bei den Betroffenen präsent, sie kennen die Personen und Umstände, können gute Momente des Dialogs erkennen und sie sprechen die Sprache des Patienten“, sagt die Expertin.