Pfleger mit E-Learning schulen

Online lernen, wie man das Wundliegen bei Bettlägerigen verhindert

Pflegekräfte müssen gegen das Wundliegen, den Dekubitus, geschult werden. Das kann mit E-Learning nach Pflegestandard geschehen. (Foto: Fotolia)

Wer nur liegt, sich nicht bewegt und dem stetigen Druck des Bettes ausgesetzt ist, wird schnell wund. Ein Dekubitus wird meist als Pflegefehler klassifiziert und hat haftungsrechtliche Konsequenzen. Deshalb schulen Krankenhäuser & Pflegeheime nach dem neuesten Pflegestandard. Das kann auch per E-Learning geschehen.

 E-Learning gegen das Wundliegen

Die Uniklinik Köln entwickelte eine elektronische Alternative zu Präsenzseminaren in der Dekubitusprophylaxe. „In der Praxis schafft man es kaum, alle Beschäftigten in Präsenzseminaren innerhalb eines vertretbaren Zeitraums zu erreichen“, sagt Rudolf Pape von der Abteilung Weiterbildung der Uniklinik Köln. Zu aufwändig ist es, die 2500 Personen, die an der Uniklinik Köln pflegen, von ihren eigentlichen Aufgaben freizustellen und dabei Dienstpläne über den Haufen zu werfen. Fachkräftemangel und hohe Arbeitsbelastung des Pflegepersonals machen die Organisation zusätzlich schwer. „Es würde zweieinhalb Jahre dauern, alle Pflegenden allein in der Dekubitusprophylaxe per Anwesenheitsunterricht zu qualifizieren“, sagt der Projektkoordinator.

 Blended Learning nach Pflegestandard

Wie Wahl fällt schnell auf ein elektronisches Lernangebot. Doch die Standards des deutschen Netzwerks für Qualitätsentwicklung in der Pflege, kurz DNQP, geben keine unmittelbaren Anweisungen für die tägliche Fürsorge am Patienten. „Eine der Hauptaufgaben in unserem Projekt war es, die Inhalte des Expertenstandards Dekubitusprophylaxe zu strukturieren und praxisgerecht aufzubereiten“, erläutert Pape und ergänzt: „Sonst hätten wir unsere hohen fachlichen und didaktischen Anforderungen nicht erfüllen können.“

 Easysoft bewertet Wundliegen-Lernprogramm

„Die Klinik ermöglicht den Pflegenden mit dem neuen Lernsystem ein besseres Lernen“, fasst Andreas Nau zusammen. Der Geschäftsführer der Software-Schmiede Easysoft bewertete das System. Die Praxis fällt beim elektronischen Lernen aber nicht ganz weg: Rund anderthalb Stunden Training am Patientenbett sieht die Weiterbildungsmaßnahme zusätzlich vor. Später spart das neue System rund ein Drittel der bisher anfallenden Kosten für Qualifizierungsmaßnahmen. Stefan Janssen ist Europachef des E-Learning Anbieters Skillsoft, er weiß, was ein gutes webbasiertes Training ausmacht. „Wichtig ist, dass dem Teilnehmer Wissen über verschiedene Kanäle zugespielt wird, sonst werden fünf Stunden schnell langweilig und es bleibt weniger hängen“, sagt der Experte für Blended Learning. So präsentiert die Uniklinik Köln Lerninhalte per Audiodateien, Grafiken und Texte. Testfragen und interaktive Elemente mobilisieren das Vorwissen der Teilnehmenden, unterstützen die Aufmerksamkeit und erlauben kritische Reflexion des eigenen Handelns. Weiteres Kriterium für ein gelungenes webbasiertes Training sei außerdem der Bezug zur Praxis. „Wenn sich die Lernenden in den Fallbeispielen nicht wiedererkennen, schalten sie ab“, sagt Janssen und lobt den vorbildlichen interdisziplinären und wissenschaftlichen Ansatz der Klinik.

 Skillsoft-Experte lobt E-Learning-Ansatz

„Auf diese Weise halten wir die flächendeckende Schulung aller Beschäftigten in der Pflege innerhalb von zwölf Monaten für möglich“, sagt Pape. Durch das webbasierte Training konnte die bisherige Lernzeit um die Hälfte reduziert werden, ohne Abstriche bei der Qualität. „Die Pflegenden können dienstplanunabhängig jederzeit das Training absolvieren, denn sie entscheiden selbst über Lernort und Lernzeit“, freut sich Pape.