Medizinische Redensarten

„Volle Nase“ und „Kloß im Hals“ haben auch nach heutigem Wissen Bestand

„Nase Voll“ und andere medizinische Redensarten haben ihre Berechtigung in unserem Sprachgebrauch. (Foto: Fotolia)

Beim Gespräch mit den Angehörigen haben Sie einen Kloß im Hals? Und der Stress, der Ihnen seit Wochen im Nacken sitzt, geht langsam an die Nieren? Vor allem die dünne Personaldecke hat Ihnen auf den Magen geschlagen? Was Wahres dran ist, an medizinischen Redensarten.

Medizinische Redensarten haben ihren festen Platz im Sprachgebrauch

Klar ist, dass der Betroffene nicht wirklich einen Kloß verschluckt hat und die Nase auch nicht zwingend verstopft sein muss. Dass diese alten Redewendungen trotzdem bis heute ihren Platz im Sprachgebrauch finden, hat guten Grund. Schließlich haben sich die Menschen vor mehreren hundert Jahren auch ohne die medizinischen Kenntnisse, die wir heute haben, dabei etwas gedacht.

Der „Kloß im Hals“ steht für Unausgesprochenes

Sei es der Tod eines Bewohners, eine schmerzhafte Trennung oder auch ein bevorstehendes Ereignis mit ungewissem Ausgang. Den Kloß im Hals kennen die meisten Menschen. Tatsache ist, dass dieses von Medizinern als Globusgefühl bezeichnete Symptom im Hals meist psychische Ursachen hat. „Meine Patienten klagen über Beschwerden im Kehlkopfbereich. Energetisch staut sich an dieser Stelle das, was verbal ausgesprochen werden will“, erklärt Bernd Michel, Psychotherapeut und Heilpraktiker der traditionellen chinesischen Medizin in München. Aber dort befindet sich auch die Schwelle Richtung Magen. Die Psyche entscheidet, was der Mensch quasi „schlucken und verdauen kann“. Welches Problem er also annehmen und bewältigen kann und welches aber dort stagniert. Ähnlich verhält es sich auch mit der Redewendung „etwas schlägt mir auf den Magen“. Auch dieses Organ entscheidet auf körperlicher Ebene, welches Essen es in den Körper aufnehmen will und welches es wieder ausscheidet. So auch mit psychischer Nahrung. Magenschmerzen oder sogar Magenschleimhautentzündungen als Folge von Belastung erklären die Herkunft der Redensart.

„Nase voll“ deutet auf etwas Lästiges hin

Wer die Nase von etwas voll hat, ist nicht zwingend verschnupft. Vielmehr hat er genug von etwas Lästigem – sei es Stress im Job oder auch zwischenmenschlichen Problemen. So fühlt sich der Leidende oft hilflos und von Missständen umgeben. Mediziner und Psychotherapeut Ruediger Dahlke geht in seinem Buch „Krankheit als Symbol“ davon aus, dass sich über die Schleimhäute nicht abgeweinte Tränen und somit die nicht ausgelebte Trauer zeigen. Unzufriedene Menschen seien wegen ihres geschwächten Immunsystems anfälliger für Krankheiten rund um die Schleimhäute wie beispielweise Erkältungen, meint auch Michel. Im schlimmsten Fall führe dies sogar zu Migräne. So ist die Verbindung von „die Nase voll haben“ und tatsächlich erkältet sein doch nicht ganz abwegig.

Die Niere kommt mit Stress nicht gut klar

Die Niere hingegen ist das tiefst liegende Organ des Menschen. Diese örtliche Lage hat eine Bedeutung: Wen etwas zutiefst erschüttert, dem geht es an die Nieren. Ob Krankheit, Schock, permanenter Stress oder chronische Überlastung. Sobald etwas über die normalen Reserven, die mit schlafen, essen und trinken aufgefüllt werden, hinausgeht, zehrt es an den Nieren. Medizinisch zeigt sich dies etwa durch die Nebennierenschwäche, die mit Müdigkeit und Erschöpfungszuständen einhergeht.