Pflegearmut verhindern

Argumente für die Pflegevollversicherung

Die Pflegeversicherung deckt nur einen Teil der Kosten. Pflegearmut droht. (Foto: Fotolia)

Karsten F. ist Friseurmeister mit eigenem, gutgehenden Laden. Als seine Mutter pflegebedürftig wird, beschließt er, sich selbst um sie zu kümmern. Schnell gerät die Pflege zum Ganztagsjob und er lässt sein Geschäft von Aushilfen führen. Zwei Jahre später muss er den Friseursalon schließen und verfügt über kein eigenes Einkommen mehr. Die Rente der Mutter und das Pflegegeld reichen nicht aus, um die Kosten der Pflege und seinen eigenen Unterhalt zu decken und die Ersparnisse schmelzen dahin. Insgesamt zehn Jahre pflegt F. seine Mutter bis sie verstirbt, am Ende hat er in Pflegearmut gelebt. Von Hartz IV.

Kampagne „Hilf mir aus der Pflegearmut“

Wer selbst pflegt und Leistungen der Pflegeversicherung bekommt, weiß, dass diese Gelder oft nur einen Teil der eigentlichen Pflegekosten decken. Kritiker sagen, dass damit die Pflege chronisch unterfinanziert wird. Die Rufe nach einer Pflegewende werden daher immer lauter. Karsten F. ist also kein Einzelfall. Oft sind Angehörige sogar noch dem Drängen der Behörden ausgesetzt. Bei F. versuchte das Jobcenter beispielsweise immer wieder und vehement, ihm eine Arbeitsstelle zu vermitteln. Und das, obwohl der mit der Betreuung einer Pflegebedürftigen bereits mehr als in Vollzeit ausgelastet war.

Pfleger können oft von ihrem Einkommen nicht leben

Teilzeitstellen, niedrige Löhne und lange Krankheit wegen der starken Belastung sind der Grund, warum Pflegekräfte oft von ihrem Einkommen nicht leben können. Auch deswegen wird die politische Diskussion um eine gerechtere Finanzierung immer lauter. Die bundesweite Interessenvertretung wir pflegen hat mit ihrer Initiative gegen Armut durch Pflege nun eine Broschüre zum Thema Pflegevollversicherung herausgegeben.

Broschüre sammelt Argumente für Pflegevollversicherung

Susanne Hallermann, Koordinatorin der Initiative und selbst von Armut durch Pflege betroffen, beklagt: „Die Soziale Pflegeversicherung ist heute weder „sozial“, noch eine „Versicherung“ für Pflegebedürftigkeit. Wir benötigen dringend eine bessere Finanzierung der Pflege und deshalb muss auch eine Pflegevollversicherung in die öffentliche Diskussion gerückt werden. Pflegeleistungen haben einen gesellschaftlichen Wert, der entsprechend honoriert und sozial abgesichert werden muss, denn die Pflegeleistungen von pflegenden Angehörigen liegen weit höher als alle Leistungen der sozialen Pflegeversicherung.“

Wer die Fakten kennt, kann mitreden

Das bestätigt Sebastian Fischer, Vorstandsmitglied von wir pflegen. „Nur wer die Fakten kennt, kann auch mitreden und mit gestalten! Unsere Aufklärungsbroschüre über die Pflegevollversicherung soll eine breite, sachlich geführte Diskussion in unserer Gesellschaft unterstützen, denn jeder kann schon morgen selbst pflegebedürftig oder pflegender Angehöriger sein.“