Innere Kündigung – wann die Reißleine zu ziehen ist

Wie ein Lebensplan bei Frust im Job hilft

Hat man innerlich gekündet, muss man sich ändern und nicht zwingend das Umfeld. (Foto: Fotolia)

Beleidigt knallt Silke den Telefonhörer auf: „Jetzt reicht es!“, sagt sie zu sich selbst. „Sollen die doch ihren Dienstplan alleine machen, ich bin raus – ab jetzt nur noch Dienst nach Vorschrift!“. Die wütenden Gedankenspiele der Altenpflegerin sind verständlich. Wurde ihr doch soeben zum x-ten Mal gesagt, dass ihre Ideen für den Überstundenabbau nicht gefallen haben. Mangelnde Wertschätzung oder gar Kränkungen am Arbeitsplatz hat sicher jeder Pfleger schon einmal erfahren.

84 Prozent sind gefrustet

Von der „inneren Kündigung“ ist dann die Rede. Betroffen davon sein kann fast jeder. Die Folge: Die emotionale Bindung zum Unternehmen reißt ab. Laut Gallup-Studie hatten im vergangenen Jahr 17 Prozent der Arbeitnehmer genau dieses Gefühlszustand des Unverbundenseins. Und 67 Prozent sind laut Umfrage auf dem besten Weg dahin. Das Fatale: Die innere Kündigung schadet vor allem einem selbst. Denn Unzufriedenheit im Beruf wirkt sich auf die Persönlichkeit aus.

Die Falschen treffen

Diese wiederum beeinflusst das gesamte Umfeld. Im Job leiden vor allem diejenigen darunter, die man gar nicht treffen möchte: Kollegen, die man mag; Bewohner, die bislang zuvorkommend vom „innerlichen Kündiger“ betreut wurden. Schließlich leiden Familie und Freunde. Denn wer unzufrieden im Beruf ist, trägt die Stimmung mit nach Hause.

Nicht das Umfeld muss sich ändern

Da hilft nur eines: Die Reißleine ziehen.

  • Doch was heißt das?
  • Den Job hinwerfen?
  • Ein klärendes Gespräch mit dem Chef suchen?

Oder besser die Phase einfach aussitzen – Motto: das wird schon wieder. Egal, welchen Weg Betroffene wählen, es geht vor allem darum, dass sie erkennen, dass sich nicht ihr Umfeld ändern muss – sondern sie sich selbst. Denn: In einem neuen Job kann es wieder Kritiker geben. Der Chef kann einen kurz sehen und hören, doch dann geht es im alten Tritt weiter. Nach dem ersten Aussitzen kommt das zweite, eine Endlosspirale kommt in Gang. Und: Fragen Sie sich, ob Betrieb und Jobprofil überhaupt zu Ihnen passen.

Was triggert mich an

Der Rat für jeden, der vor einer inneren Kündigung steht, ist simpel und dennoch anspruchsvoll: Finden Sie heraus, was Sie wirklich wollen. Entwickeln Sie sich einen persönlichen Lebensplan. Das ist wichtig, weil der Frust im Job nur eine oberflächliche Reaktion ist, meist auf einen Punkt, der Sie immer wieder triggert.

Lebensentwurf als Bild malen

Bleiben wir nochmal bei Silke: Nachdem der erste Ärger verraucht ist, setzt sich die 25-Jährige hin und schreibt zusammen, was sie in ihrem Leben noch erleben will. Eines der Ziele ist ein Jobwechsel innerhalb ihres Trägers. Die Bambergerin möchte ein Jahr in Berlin leben. Mit diesem Bild vor Augen wird ihr klar, dass sie handeln muss. Drei Tage später telefoniert sie mit der Personalabteilung. Mit diesem Ziel im Kopf kann sie die abgelehnten Ideen besser akzeptieren. Zusätzlich steht noch ein Auslandsaufenthalt zur Debatte. Statt Frust hat sie nun eine Perspektive. 

Richtige Fragen stellen

Übertragen auf Kündigungskandidaten bedeutet das: Stellen Sie sich ein paar Fragen:

  • Wie soll mein (Berufs-)Leben laufen?
  • Was will ich in fünf oder zehn Jahren erreichen?
  • Wie sieht meine Familienplanung aus?
  • Wo will ich leben und mit wem?
  • Welche Hobbies möchte ich betreiben?
  • Wohin reisen?

Entscheidung fällen

Malen Sie aus den Antworten ein Bild oder schreiben Sie sich eine Liste von diesen Lebenszielen. Wer etwa ein Haus bauen will und dafür Geld braucht, wird womöglich den Jobärger in Energie umwandeln und klärende Gespräche mit Kollegen und Chefs führen können. Wer eine Weltreise plant und sowieso auf dem Absprung ist, wird womöglich nicht mehr lange warten bis zur Kündigung oder dem Start des Sabbaticals. Ich bin mir sicher, dass Sie mit dem Plan in der Hand genau wissen, wie Sie mit dem Frust im Job umgehen müssen.