Interkulturelle Pflege-Azubis machen Alltag bunt

Spezielle Ausbildung für Migranten ohne Deutschkenntnisse

Pflege kennt keine Grenzen: 27 Azubis aus 14 verschiedenen Nationen (Foto: WGfS)

27 neue Auszubildende machen seit September die Wohngemeinschaft für Senioren (WGfS) in Filderstadt bunter. Denn: Die Neulinge kommen aus 14 verschiedenen Nationen. Darunter so unterschiedliche Länder wie Pakistan, Brasilien oder die Ukraine.

Auszubildende bringen Kultur und Sprache mit

Betreiberin Rosemarie Amos-Ziegler, die derzeit Menschen aus 26 Herkunftsländern beschäftigt, sieht dies als Vorteil. Schließlich kommen Migranten früher oder später auch ins Pflege-Alter, so die Leiterin von drei Seniorenheimen. „Dafür sind wir gerüstet. Unsere Mitarbeiter sprechen zahlreiche Sprachen und bringen ihre Kultur ein.“

Deutschkurs integriert

Fünf Asylsuchende, deren Deutschkenntnisse noch nicht perfekt sind, machen die normalerweise einjährige Ausbildung zum Altenpflegehelfer in zwei Jahren. „Ein Sprachkurs ist dann integriert“, sagt Amos-Ziegler. Für ihr Migrationsengagement haben die Filderstädter 2014 einen Arbeitgeber-Award erhalten. Sie haben es verstanden Vielfalt als Reichtum zu leben.

Viele Berufe möglich

Die Ausbildungsquote der WGfS liegt derzeit beinahe bei 15 Prozent. Unter 95 Bewerbern stachen die 27 im persönlichen Gespräch oder durch Praktika heraus. Zwei der zwischen 16 und 46 Jahre alten Pflege-Starter werden Alltagsbetreuer, zwölf haben sich für die Ausbildung zum Altenpflegehelfer und nochmals zwölf für die zum Altenpfleger entschieden. Auch eine zukünftige Gesundheitskauffrau hat im Herbst angefangen.

Der Rücken bleibt gesund

Für alle Azubis beginnt das Ausbildungsjahr mit einem Einführungstag durch die Chefin. Am zweiten Arbeitstag findet ein Seminar „Dienstleistungsservice“ mit externem Trainer statt. Eine Kinästhetikschulung vermittelt das rückenschonende Arbeiten und am Beruflichen Ausbildungszentrum Esslingen (BAZ) werden die Azubis über ihre Rechte und Pflichten unterrichtet.

Pflege-Azubis aus höheren Jahren als Starthelfer

Dazu bekommen alle WGfS-Neulinge eine Anleitung für den Pflegealltag. Den „Starterguide“ haben ältere Azubis als Jahresprojekt zuvor erstellt. Sie organisieren auch das Begrüßungsfest, zu dem alle Neuen mit Familie oder Partner eingeladen sind, um sich gegenseitig besser kennen zu lernen.

„Pflege ist Freundlichkeit, Geduld und Zeit“

Die 134 Bewohner der Seniorenresidenzen reagieren laut Amos-Ziegler positiv auf die Kulturvielfalt. „Im Pflege-Alltag geht es um Freundlichkeit, Geduld und Zeit“, weiß die WGfS-Gründerin. Sie beobachte immer wieder, dass Mitarbeiter mit Migrationshintergrund diese Eigenschaften zu 100 Prozent verkörpern. Im Leitbild des Unternehmens ist die Liebe das oberste Gebot, gültig für alle Menschen, unabhängig von Religion, Kulturkreis oder Rasse.

Gepflogenheiten richtig lehren

Interkulturelles Training spielt trotzdem eine große Rolle. So lernen etwa muslimische Mitarbeiterinnen entgegen der Tradition in ihrem Herkunftsland, Männer pro-aktiv anzusprechen oder Blickkontakt zu halten. Denn das gebietet die Höflichkeit hierzulande, wie die Vorgesetzten konkret und ideologiefrei vermitteln.