Weihnachten mit Demenz

Wie Sie die Feiertage mit Dementen genießen können

Weihnachten sollte stressfrei und besinnlich sein. Auch für Menschen mit Demenz. Weniger Reizüberflutung tut auch den Gesunden gut, und sind eine Chance zu entschleunigen. (Foto: Fotolia)

Menschen mit Demenz sind schnell überfordert. Aber das Fest der Liebe bietet viele Möglichkeiten, Besinnlichkeit gemeinsam zu erleben und Erinnerungen aufzufrischen. Wenn Erwartungen und Stresspegel niedrig sind.

Normales, ruhiges Weihnachten feiern

„Feiern Sie ein ganz normales Weihnachten, so wie Sie es mit Ihrer Familie gewöhnt sind“, sagt Demenzberater Helmut Mazander. Nur etwas ruhiger, reizarmer und gemütlicher sollte es zugehen. Dekoration, Lautstärke und Programm sollten spärlicher ausfallen als sonst, um den Senioren mit Demenzkrankheit nicht zu überfordern. Mazander rät zu einem übersichtlichen Essen mit wenigen Gängen und einfarbigen Servietten.

Auch sei es wichtig, so der Inhaber des Demenzladens Basel, eine Sache nach der anderen zu tun. Zuerst gemeinsam Essen, dann Musik hören und anschließend Geschirr abwaschen. Dann die Geschenke. Wenn viele Gäste viele Dinge gleichzeitig tun, ist das meistens nicht nur für den Demenzkranken anstrengend.

Demente können sich an Verschüttetes wieder erinnern

„Weihnachten bietet auch eine tolle Gelegenheit, Verschüttetes wieder hervorzuholen“, sagt der diplomierte Gerontologe und Pflegefachmann. Weihnachtslieder, der Geschmack von Lebkuchen und Zimt sowie die Gerüche und Lichter sind mit Emotionen verbunden, und deswegen bei den meisten Senioren noch vorhanden. „Sie sollten sich und Ihre Angehörigen schon in der Vorweihnachtszeit langsam vorbereiten, Lieder hören und gemeinsam Backen“, sagt Mazander und ergänzt: „Involvieren Sie Ihren dementen Angehörigen, wo es geht. So fühlen sich die Älteren nützlich und bekommen Selbstbewusstsein zurück.“

Die Alzheimer Gesellschaft Baden-Württemberg schreibt in ihrem Ratgeber „Weinachten feiern mit Menschen mit Demenz“, dass die Rückbesinnung auf emotional positiv belegte Rituale sehr wichtig ist. Also beispielsweise einen Adventskranz anzuzünden, alte Fotos anschauen oder das Läuten eines Glöckchens bevor es Geschenke gibt.

Auf Streit und Stress verzichten

Wenig hilfreich sind die Feiertags-Streitereien, die sich immer wieder ergeben, wenn Familienmitglieder zu lange zusammen sind. Solche Streits heißt es hier am besten zu vermeiden, denn sie verwirren und irritieren Desorientierte zusätzlich. Auch zu hohe Erwartungen an das gemeinsame Fest sind kontraproduktiv.

Etwas langsamer, besinnlicher und mit weniger Stress an die Weihnachtszeit heranzugehen, ist auch für junge Leute der bessere Weg. Ein Elternteil mit Demenz bietet daher eine Chance, bewusst zu entschleunigen, statt am Weihnachtsmorgen gestresst bei der Tankstelle noch Geschenke zu holen. „Deswegen bin ich jedes Jahr dankbar, Demenzkranke zu begleiten. Von ihnen lerne ich viel für mein eigenes Leben“, sagt Mazander.