Genug gejammert: Mehr Kohle für die Pflege

Pflegekräfte müssen für bessere Bezahlung in die Offensive gehen

Faire Bezahlung ist möglich: Jeder Angehörige zahlt einfach zehn Euro direkt an die Pflegekräfte. (Foto: Fotolia)

Was in der Branche seit Jahren jeder weiß, schafft es als News, also Neuigkeit, gelegentlich sogar in die Presse. Jüngstes Beispiel ist der Aufschrei der Evangelischen Heimstiftung Stuttgart, wonach knapp 90 Prozent der Führungskräfte gemäß einer Befragung unter 200 Heimleitern landesweit mit der Altenpflegepolitik in Deutschland unzufrieden sind. 55 Prozent klagen demnach über Personalmangel und 70 Prozent erwarten, dass sich die Situation in den kommenden drei Jahren weiter verschlechtert.

Fachkräftemangel branchenintern bekannt

Fakt ist, dass mir Heimleiter schon seit Jahren erzählen, dass sie auf einzelnen Stationen teils über Monate die Fachkräftequote von 50 Prozent unterschreiten. Und die Heimaufsicht schaut weg, weil niemand ein Interesse daran hat, Stationen zu schließen. Wohin auch sollte man deren Bewohner bringen?

Pflege muss klare Ansagen machen

Pflegebibel-Autor Leonhard Fromm fordert mehr Initiative und klare Ansagen von Pflegekräften. (Foto: Privat)

Im Kern ist die Pflegebranche ein Kartell des Schweigens, weil niemand mehr Kohle in dieses System pumpen will. Andererseits, wenn mich frustrierte Pfleger anrufen, ihr Leid klagen und ankündigen, dass sie demnächst zu Aldi an die Kasse wechseln, gebe ich immer wieder denselben Rat: Kommunizieren Sie mit den Bewohnern ihrer Station und deren Angehörigen ihre Befindlichkeit.

Das heißt konkret: Sie machen eine klare Ansage, bevor Sie gehen! Diese kann heißen: Ich hätte monatlich gerne 300 Euro mehr, dann bleibe ich. Und weil mein Chef mir diese nicht gibt, hätte ich gerne von jedem Bewohner meiner Station zehn Euro im Monat. Die wären dann auch noch cash und damit steuerfrei.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass dieser Deal funktioniert. Ich jedenfalls hätte gezahlt, wenn mich im Heim meiner Mutter eine Mitarbeiterin gefragt hätte – denn mit ihr tauschen, hätte ich nicht wollen. Das nennt man Empathie.

Kreative Ideen für mehr Kohle

Spannend wird es, wenn die Kolleginnen auf der Station dem Beispiel folgen. Vielleicht entsteht dann ein Honorarpool, wie für das Trinkgeld in der Gastronomie, oder ein Förderverein. Ideen sind gefragt, damit endlich mehr Kohle fließt. Gejammert wurde genug. Ohne neue Fakten wird sich nichts ändern.