Einmal im Jahr zum Medikamenten-Check

Bei Arzneimittelversorgung unbedingt beraten lassen

Für jedes Zipperlein eine andere Pille? US-Forscher haben herausgefunden: Wer viele unterschiedliche Medikamente nimmt, riskiert seine Gesundheit. (Foto: Fotolia)

Wer viele Medikamente nimmt, muss auf Wechselwirkungen achten. Deshalb sollten Senioren und Pflegebedürftige einmal im Jahr zum Medikamenten-Check beim Hausarzt gehen.

Einer von fünf Senioren in den USA bekommt Medikamente, die eine bestehende Erkrankung verschlechtern können, schreibt die Pharmazeutische Zeitung. Diese Information geht auf eine Studie von Wissenschaftlern aus Oregon und Connecticut zurück. Grund dafür ist, dass die meisten Über-65-Jährigen unter mehreren Krankheiten leiden und deswegen verschiedene Medikamente einnehmen.

Senioren nehmen zu viele Medikamente

Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie ihren Arzt oder Apotheker: Pflegebedürftige sollten einmal im Jahr beim Hausarzt den Medikamenten-Check machen. (Foto: AOK Mediendienst)

Die Forscher untersuchten die Gesundheitsdaten von 5815 Senioren in den USA. Zum Beispiel litten 846 der Älteren an Bluthochdruck und der Lungenkrankheit COPD. Von diesen Patienten bekamen 16,2 Prozent Betablocker, die zwar den Blutdruck senken gleichzeitig aber die Lungenfunktion verschlechtern können. Selbst wenn die Wechselwirkung bekannt war, änderten Ärzte nur in 16 Prozent der Fälle die Medikation.

Priorität auf das schwerwiegendste Gesundheitsproblem legen

„Vielen Hausärzten sind diese Bedenken zwar bewusst, doch gibt es nicht genügend Informationen, was man dagegen tun kann“, sagt Mitautor Professor Dr. David Lee vom College of Pharmacy in Oregon. „Die empfohlenen Arzneimittel neigen dazu, sich nur auf jeweils eine Krankheit zu fokussieren und so behandeln die meisten Hausärzte die Patienten auch. Daraus ergibt sich, dass wir derzeit vermutlich zu viele Grunderkrankungen mit zu vielen Medikamenten behandeln.“ Die meisten Experten raten jedoch dazu, sich auf das schwerwiegendste Gesundheitsproblem zu konzentrieren anstatt ein Arzneimittel gegen eine andere Erkrankung zu geben, das die schwerere Krankheit verschlimmert.

Arzneimittelversorgung ist für Mediziner nicht einfach

Selbst für erfahrene Mediziner ist die Arzneimittelversorgung Pflegebedürftiger nicht ganz einfach. Der eine leidet unter einer chronischen Erkrankung wie Diabetes, der andere nimmt Aspirin gegen Bluthochdruck. Auch Lungenerkrankungen und Stoffwechselprobleme gehören zu den häufigsten Gebrechen. Gerade wenn Mehrfacherkrankungen vorliegen, ist meistens die Zahl der Tabletten und Pülverchen groß. Aber je mehr verschiedene Medikamente ein Senior einnimmt, desto höher ist auch die Wahrscheinlichkeit von Neben- und Wechselwirkungen. Immer wieder werden ältere Menschen mit Vergiftungserscheinungen ins Krankenhaus eingeliefert.

Weniger ist mehr

Dazu kommt, dass Patienten und Angehörige das Problem selbst verschlimmern, indem sie zusätzlich frei verkäufliche Mittel einnehmen. Die Deutsche Gesellschaft für Geriatrie setzt sich für Gegenstrategien ein: Weniger ist mehr! Altersmediziner müssen im Krankenhaus in der Regel Medikamente reduzieren oder absetzen, um eine Besserung des Wohlbefindens ihrer betagten Patienten zu erzielen.

Kreislaufprobleme durch Medikamentencocktail

Außerdem wird ein Zusammenhang von Kreislaufproblemen mit verschiedenen Wirkstoffen vermutet: Sowohl die Einweisungen älterer Patienten in Krankenhäuser aufgrund von Stürzen haben in den letzten Jahren zugenommen als auch die Sturzraten im Krankenhaus selbst. Wie eine aktuelle Studie zeigt, sind Stürze älterer Patienten im Krankenhaus mit den Wirkstoffen Tetrazepam, Lorazepam und Zopiclon verbunden. Vermutlich beeinflussen diese Wirkstoffe den Kreislauf älterer Menschen negativ.

Medikamenten-Check einmal im Jahr

Für Pflegebedürftige wie rüstige Senioren gilt also der mindestens jährliche Besuch beim Hausarzt. Wer zum Medikamenten-Check geht, sollte eine Liste aller Medikamente, die eingenommen werden, mitbringen. Auf die Liste gehören sämtliche Tabletten, Pulver oder Salben – auch solche, die der Facharzt verordnet hat oder die man ohne Rezept etwa in der Apotheke oder Drogerie gekauft hat sowie etwaige Nahrungsergänzungsmittel. Einen schnellen Online-Check können Betroffene auf den Seiten der Apotheken-Umschau vornehmen.