Gejammer über Altersarmut nervt

Alternative Wohnformen ersparen Senioren Armut und Einsamkeit

Alleine auf 100 Quadratmetern leben, aber über Altersarmut klagen: Senioren müssen sich endlich zusammentun und gemeinsame Wohnkonzepte entwickeln. (Bild: Fotolia)

Vermutlich ist es für Tageszeitungen opportun, über Altersarmut zu klagen. Schließlich sind deren Leser üblicherweise 50 Jahre und (deutlich) älter. Dennoch halte ich das Thema für überbewertet und deshalb für einseitig zugespitzt. Viele Alte könnten dem Risiko dieser Armut sicher entgehen.

Um es vorneweg zu sagen: Die Alten haben meine volle Sympathie und ich selbst werde im Juli 53 Jahre alt. Meine Eltern gehörten der Kriegsgeneration an, von der man so gerne wohlwollend und vor allem in der Sozialpolitik sagt: Sie hätten das Land aus bitterer Armut aufgebaut. Teil der Wahrheit ist aber auch: Mein Vater, Jahrgang 1919, hat zuvor als Soldat sechs Jahre dazu beigetragen, dass das Land in Trümmern lag und nahezu niemand genug zu essen hatte.

Altlasten vorhergehender Generationen

Die Generation danach hat übrigens die Umwelt zerstört, durch Unrechtsstrukturen die aktuelle Migrationswelle ausgelöst und die exorbitante Staatsverschuldung verursacht. Ja, das kann man auch so sehen.

Ich bin übrigens das jüngste von fünf Geschwistern und weiß auch noch, was Mangel ist.

Geld war bei uns zu Hause immer knapp, weil es u.a. in die Ausbildung von uns fünf Kindern floss. Mit Erfolg: Seit mindestens 20 Jahren zahle ich den Höchstsatz bei den Sozialabgaben und bei der Einkommenssteuer. Das ist okay, denn jeder hat nach Kräften seinen volkswirtschaftlichen Beitrag zu leisten, die Gemeinschaft zu stärken oder möglichst wenig zu schwächen. Zwei (gesunde) Kinder habe ich übrigens als Teil des Generationsvertrags auch.

Die Lasten des Wohlfahrtsstaates sind ungleich verteilt

So, und jetzt komme ich zu meinem Hauptpunkt: Spätestens seit Einführung der Pflegeversicherung durch Christdemokrat Norbert Blüm 1994 beobachte ich, dass meine Generation (nicht nur) die gesamten Lasten des Wohlfahrtsstaates tragen soll. Dafür, dass die Alten immer älter werden, und dafür, dass immer weniger (gesunde und psychisch belastbare) Junge nachkommen. Zugleich beobachte ich, wie der Pro-Kopf-Anspruch auf Wohnraum von 35 Quadratmetern 1991 (als die Ex-DDR-Bürger in westdeutschen Turnhallen campierten) auf mittlerweile 47 Quadratmeter angestiegen ist.

Alternative Wohnformen anstatt allein zu Haus

Ein zentraler Grund: Wir sichern unsere Rentner so gut ab, dass sie es sich als Witwen massenweise leisten können, auf 150 Quadratmetern und mehr bis ins hohe Alter wohnen zu bleiben, ohne auch nur ein Zimmer an verarmte Menschen ihrer Generation (oder „gar“ an Flüchtlinge) zu vermieten. Den dadurch zusätzlich erforderlichen Wohnraumbedarf zahlt  der Steuerzahler, also wieder ich. Mangels Geld habe ich in den 1980ern als Student in Tübingen teils auf zwölf Quadratmetern gewohnt. Wieso ist es dann zwei Rentnern nicht zumutbar, sich eine 100-Quadratmeter-Wohnung zu teilen? Offenbar hat diese Generation noch viel zu viel Geld, wenn sich so viele diesen Leerstand leisten können.

Ihre Meinung ist gefragt

Übrigens werden es die Pflegekräfte nie zu diesem Wohlstand bringen, es sei denn, sie erben diese Immobilien, was eher unwahrscheinlich ist – bei Vorfahren in Polen, der Türkei oder im Arbeitermilieu. So, und jetzt dürfen Sie mir gerne Ihre Meinung sagen. Danke.