Pflege allein zu Haus: Pflegebudget mit Einschränkungen

Die Pflegekassen finanzieren sechs „zum Verbrauch bestimmte Pflegehilfsmittel“

Ausgestattet wie die Profis: Pflegende Angehörige bekommen ein Pflegebudget für zum Verbrauch bestimmte Pflegehilfsmittel. Die Auswahl könnte allerdings größer sein. (Bild: Fotolia)

Die Pflegekassen tragen die Kosten für „zum Verbrauch bestimmte Pflegehilfsmittel“. Pflegebedürftige mit Pflegestufe, die zu Hause gepflegt werden, erhalten hierfür ein monatliches Budget. Doch neben Pflegehandschuhen und Desinfektionsmittel fallen nur vier weitere Produkte in diese Kategorie.

Ich nutze schon seit längerer Zeit „zum Verbrauch bestimmte Pflegehilfsmittel“ wie Einmalhandschuhe oder Desinfektionsmittel. Für diese Pflegehilfsmittel stellen die Pflegekassen jedem mit einer Pflegestufe, der zu Hause gepflegt wird, 40 Euro im Monat zur Verfügung. Diese werden nicht ausgezahlt!

Vertragspartner für zum Verbrauch bestimmte Pflegehilfsmittel

Die Abrechnung erfolgt direkt über bestimmte Vertragspartner der Pflegekassen. Also über diejenigen, die diese Mittel zur Verfügung stellen. Mein Mann und ich kaufen bei einer Apotheke. Ich habe gerne persönliche Ansprechpartner. Diverse Online-Anbieter liefern die Produkte auch direkt an die Haustüre. Pflegende können sich Boxen, mit den benötigten Artikeln zusammenstellen. Der Online-Shop versendet diese dann jeden Monat automatisch.

Einkaufen nach Bedarf statt Monatsration

Ich habe mich bewusst gegen eine monatliche Lieferung eines Online-Dienstes entschieden. Wir benötigen nicht jeden Monat die gleiche Menge von einem Produkt. Mir ist bewusst, dass ich die Pakete auch anpassen kann. Aber von den wenigen Produkten, die überhaupt zur Verfügung stehen, benötige ich nur Zwei. Würde ich einen Onlinedienst beauftragen, stapelten sich in unserem Fall innerhalb kürzester Zeit die Boxen mit Desinfektionsmittel und nicht gebrauchten Handschuhen. Ich hole die zur Verfügung stehenden Pflegehilfsmittel dann, wenn wir sie benötigen.

Sparen trotz festen Budgets

Pflegebedürftige mit anderen Krankheitsbildern benötigen mehr Pflegehilfsmittel und schöpfen den Rahmen aus. Andererseits gibt es auch Menschen, die sich Monat für Monat Pflegehilfsmittel liefern lassen und sie dann nicht verbrauchen. Dafür habe ich wenig Verständnis. Obwohl ich weiß: Die Pflegekasse stellt das Geld zur Verfügung, ob es genutzt wird oder nicht. Wird das Budget nicht aufgebraucht, verfällt es. Was übrig bleibt, wird nicht gutgeschrieben. Aber wozu Geld verschwenden? Ich würde auch in einem Laden einkaufen, der die genannten Dinge günstiger anbietet als eine Apotheke. Jedoch sagt unsere Pflegekasse dann keine Kostenübernahme zu. Ich habe inzwischen gehört, dass andere pflegende Angehörige durchaus bei alternativen Anbietern einkaufen dürfen. Liegt das an dem Unterschied der Art der Versicherung privat/gesetzlich? Das kann ich leider nicht beantworten.

Können Sie das? Wenn ja, freue ich mich über Aufklärung in den Kommentaren.

Starre Richtlinien bei Pflegehilfsmitteln

Grundsätzlich finde ich gut, dass es diese Möglichkeit gibt, einige Pflegehilfsmittel ohne viel Aufwand und extra Kosten zu erhalten. Mir persönlich ist aber die Palette der Hilfsmittel, die wir bekommen können, viel zu eng gestrickt. Es gibt nur sechs Produkte.

Einmalhandschuhe, Fingerlinge, Desinfektionsmittel, Schutzeinlagen für Betten und Schutzschürzen, sowie Mundschutz. Dies ist im Hilfsmittelverzeichnis unter Punkt 54 nachzulesen.

Ich frage mich immer wieder: Warum ist es nicht möglich, die Palette zu erweitern? Die 40 Euro  von den Pflegekassen sind doch extra für zum Verbrauch bestimmte Pflegehilfsmittel budgetiert. Warum können wir nicht stattdessen Antidekubitusöle oder Pflegesalben erhalten? Solche Produkte sind sehr teuer, werden von vielen gebraucht und sind ebenfalls für die Pflege. Bevor die 40 Euro im Monat verfallen, sollte es doch möglich sein, diese sinnvoll für die Pflege einzusetzen.

Mit diesen Überlegungen verabschiede mich heute und wünsche Ihnen weiterhin viel Kraft.

Ihre Wiebke Worm

Meine Fragen an Sie heute sind:

Sollte es eine größere Auswahl geben, oder reicht Ihnen die bisherige Auswahl?

Nutzen sie diese Möglichkeit und wenn ja, über welche Anbieter?

Über Wiebke Worm

Wiebke Worm schreibt die Pflegebibel-Kolumne Pflege allein zu Haus. Die Buchautorin, Illustratorin und Fotografin pflegt ihren MS-kranken Mann. Gemeinsam mit Betroffenen und anderen pflegenden Angehörigen hat die ehemalige Crew-Managerin den Sammelband Wir bauen eine Brücke herausgegeben. Über ihre Facebook-Seite Wir pflegen unsere Lieben betreut sie die Aktion Herzensangelegenheiten, die Aufmerksamkeit für die Lebensumstände pflegender Angehöriger schaffen soll. Bei uns schreibt die Autorin über ihren Pflegealltag und gibt nützliche Tipps für pflegende Angehörige und Betroffene.