Karriere pflegen: „Hilfe, ich werde nicht übernommen!“

Viele Pflege-Azubis schließen demnächst ihre Ausbildung ab. (Foto: Fotolia)

Bald ist es wieder soweit. Zahlreiche Pflegeschüler werden zu examinierten Fachkräften. Drei Jahre lang haben sie gelernt, gepflegt und geschuftet. Trotzdem: Viele haben keinen Arbeitsvertrag in der Tasche. Zum Examensstress kommt die Unsicherheit darüber, wie es weitergehen soll.

1. Arbeitgeberwechsel als Chance sehen

Zuerst einmal ist eine Nicht-Übernahme keine Abwertung Ihres Pflegekönnens. Aus Erfahrung weiß ich, dass viele Unternehmen mehr Personal ausbilden als sie tatsächlich finanzieren können. Nicht nur in der Pflege, auch in anderen Branchen. Nur 40 Prozent der deutschen Berufsstarter bleiben im Lehrunternehmen. Deshalb: Sehen Sie den Schnitt als Chance, einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen.

2. Berufsweg überdenken

Das Ende der Ausbildung ist der perfekte Moment, um Wünsche und Ziele nochmals zu überdenken. Haben Sie als Gesundheits- und Krankenpfleger beim Praktikum im Seniorenheim bemerkt, dass Sie Menschen lieber dauerhaft begleiten wollen? – Prima, jetzt ist die Gelegenheit zu wechseln. Auch wer eine Führungsposition anstrebt, kann nun die Weichen stellen. Etwa durch ein angeschlossenes Studium oder gezielte Bewerbungen bei Unternehmen, die Weiterbildungen finanzieren.

3. Rechtzeitig auf’s Amt

Zunächst aber sollten sich Abgänger rechtzeitig bei der Agentur für Arbeit als arbeitssuchend melden. Bestenfalls drei Monate vorm letzten Ausbildungstag. So vermeiden Examinierte Sanktionen seitens des Amts.

4. Alle Möglichkeiten in Betracht ziehen

Der nächste Schritt: Bewerben. Reagieren Sie nur auf Anzeigen, die Sie zu 100 Prozent ansprechen. Die Stellenbeschreibung sollte einen Eindruck über den Ton im Haus vermitteln. Meine Faustregel: Ruhig an Unbekanntes heran trauen. Pflegekräfte, die bisher nur kirchliche Strukturen kennen, sammeln bei privaten Trägern neue Erfahrungen. Während Klinikgeplagte vielleicht in der ambulanten Betreuung ihren Traumjob finden. Starre Denkmuster sind für Ihren Neustart tabu.

Über den Autor

Alexander Bier ist unser Experte für Job- und Karrierethemen. Als Inhaber der Personalvermittlung SCORE Personal weiß er genau, worauf Pflegende achten sollten.
Sein sechsköpfiges Team aus Künzell bei Fulda vermittelt jährlich 300 Pflegekräfte in passende Festanstellungen.

5. Bewerbungsmuffel: Hilfe annehmen

Falls Sie wenig Zeit oder Lust haben, das Internet nach Jobs zu durchforsten, bieten Vermittlungsagenturen eine Alternative. Meist reichen der Lebenslauf und ein kurzes Telefonat aus. Berater suchen dann passende Stellen, stimmen sich mit Ihnen und den Personalern ab und begleiten den Prozess bis zum Vorstellungsgespräch. Die Kosten trägt das suchende Unternehmen. Für Pflegende ist der Service umsonst.

6. Die neue Position nutzen

Im Lehrunternehmen besteht die Gefahr als „ewiger Azubi“ abgestempelt zu werden. Ein Arbeitgeberwechsel nach der Ausbildung ist deshalb besonders für Führungswillige von Vorteil. Das höhere Einstandslevel ebnet den Weg in die oberen Etagen. Examinierte Pflegekräfte sind ein knappes, stark nachgefragtes Gut. Von diesem Status profitieren Sie. Mein Tipp: Entwicklungspläne bereits im Vorstellungsgespräch ansprechen und vertraglich festschreiben.