Pflege-Rap: „Bleib jung!“

Ferdi Cebi bringt Senioren zum Rappen

Ferdi Cebe (hinten links) und Seniorenrapper bei den Tonaufnahmen für seinen neuen Song „bleib jung“ (Foto: Privat)

Name: Ferdi Cebi
Alter: 34 Jahre
Ort: Paderborn
In der Pflege seit: 2003
Beruf: examinierter Altenpfleger
Arbeitsumfeld: Pflegeheim

Ferdi, erzähle kurz was du machst.

Ich bin seit 2009 exminierter Altenpfleger in Paderborn. Ich habe eine Leidenschaft für die Pflege und rappe über das Leben.

Seit wann rappst du?

Ich habe 1996 angefangen, hier und da Zeilen zu dichten. Professionell rappe ich aber erst seit 2010 unter meinem Künstlernamen „Idref“.

Du rappst nicht, wie viele andere über Drogen, Frauen und Sex, sondern vom Leben und Themen aus dem Pflegealltag- weshalb?

Ich habe den, Entschuldigung, „Asi-Rap“ nie gemocht. Das ist nicht das wahre Leben, wie viele Rapper es gerne mit Geld, Frauen, Autos und Champagnerpartys darstellen. Bei Rap geht es um eine Message. Ich möchte den Menschen erzählen, was mich auch im Herzen berührt und will, dass Sie sich mit meinen Texten identifizieren können.

Dein zweites Album „Lebensmusik“ ist seit kurzem erhältlich, darunter der Song „bleibe jung“. Wie kamst du zu dem Titel?

In der Pflege bin ich oft mit Menschen die älter als 80- oder 90 Jahre sind zusammen. Trotz ihres Alters ist es eindrucksvoll, wie fit manch einer noch ist. Das hat mich inspiriert und darüber wollte ich rappen. Außerdem wollte ich Ihnen eine schöne Zeit schenken.

 Im Video sind Bewohner aus dem Pflegeheim zu sehen, die Instrumente spielen und Phrasen aus dem Liedtext übernehmen. Wie hast du sie überzeugt?

Anfangs war das nicht einfach, zumal die meisten Menschen in dem Alter mit Rap nichts anfangen können. Als ich das Projekt vorstellte und ich Ihnen sagte, dass ich Musiker bin, sollte ich etwas singen- das konnte ich ja nicht. Als ich Ihnen dann aber zeigte, wie meine Musik funktioniert, war es für sie cool und Sie waren sofort dabei.

Nach welchen Kriterien hast du deine „Band“ ausgewählt?

Die Bewohner mussten in mein Tonstudio kommen und geistig fit sein. Rollstuhlfahrer und Demenzpatienten schieden daher leider aus. Ansonsten gab es keine Kriterien. Spaß stand im Vordergrund.

Hattest du Hilfe bei dem Projekt?

Ja klar! Ohne wäre das nicht möglich gewesen. Das Pflegeheim hat mich mit einem Mitarbeiter aus dem sozialen Dienst und einem kleinen Bus unterstützt, dazu kamen noch mein Erspartes, der St. Johannstift und mein Label EF Movement.

Wie viel finanzielle Mittel waren für das Projekt notwendig?

Für das Album sind Gelder im mittleren vierstelligen Bereich geflossen.

Wer hört deine Musik?

Etwa ein Viertel meiner Hörer sind zwischen 40 und 50 Jahre alt, was mich sehr erstaunt. Dann habe ich viele Hörer aus der Pflegebranche, ansonsten ist es bunt gemischt.

Gibt es Kritiker deiner Arbeit?

Bis jetzt habe ich Glück gehabt. Kritische Stimmen höre ich nur hinten herum. Mich direkt angesprochen, nein. Auf Youtube gibt es manchmal einen Daumen nach unten in der Videobewertung aber ich vermute, das sind die gleichen die auch tuscheln.

Gibt es Pläne für die Zukunft?

Ich möchte natürlich weiterhin Musik produzieren und freue mich, wenn die Zahl der Fans weiter steigt. Die Priorität liegt aber nach wie vor in der Pflege.

Würdest du deinen Pflegeberuf an den Nagel hängen, wenn du von der Musik leben könntest?

Nein, auf keinen Fall. Ich liebe meinen Beruf und könnte ich von der Musik leben, würde ich maximal meine Arbeitszeit reduzieren. Aufhören kommt für mich nicht in Frage.

Ferdi und die Senioren im Video zu: „bleib jung“  aus seinem neuen Album „LEBENSMUSIK“

 



Hendrik Stüwe (Jahrgang 1991) Ist Pflegebibel Redakteur, gelernter Industriekaufmann, Fotograf und Journalist. Gesundheits- und Management-Themen sowie aktuelle Ereignisse aus der Pflege sind seine Spezialgebiete. Damit ist der ehemalige Fitnesscoach auch in anerkannten Arzt-, Physio- und Fitness-Magazinen unterwegs.