Migranten integrieren sich via Pflege

Migranten mildern den Fachkräftemangel in der Pflege

Dzulaj Arifovski ist Migrant und integriert sich mit Spaß via Altenpflege (Foto: Stuttgarter Zeitung)

Für eine Aufenthaltsgenehmigung müssen Migranten vielerlei Kriterien erfüllen. Die Samariterstiftung und das Welcome Center Stuttgart starten ein Pilotenprojekt zugunsten der Pflegebranche. Dzulaj Arifovki ist Mazedonier und absolviert eine Ausbildung zum Altenpfleger.

Integration die funktioniert

Dzulaj Arifovski ist Migrant und macht eine vierjährige Ausbildung zum Altenpfleger im Samariterstift im württembergischen Gärtringen. Als Mazedonier hat der zweifache Vater nur in diesem Mangelberuf eine Arbeitserlaubnis erhalten. Nicht nur der 48-Jährige ist glücklich.

Im Aufenthaltsraum spielt der Auszubildende mit einer Bewohnerin „Mensch ärgere Dich nicht“. Das Spiel ist ein gutes Training, seine Deutschkenntnisse zu verbessern, insbesondere im schwäbischen Dialekt, den hier die allermeisten sprechen. Seit April macht Arifovski die Ausbildung.

Bei Bewohnern und Mitarbeitern ist der 48-Jährige, der mit seiner Familie in Sindelfingen wohnt, gleichermaßen bekannt und beliebt. Und auch er selbst fühlt sich in diesem Umfeld und mit den zugewiesenen Aufgaben nicht zuletzt deshalb rundum wohl.

Entlastung durch Migranten

Der Mazendonier ist einer von insgesamt zehn Flüchtlingen, die im Rahmen eines Pilotprojekts der Diakonie Baden-Württemberg, der Samariterstiftung und des Welcome Centers Stuttgart die Ausbildung im Frühjahr oder eben nun im Herbst beginnen konnten (wir berichteten). Arifovski gehört zu den ersten zwei, die schon gestartet sind.

 

Heimleiter Matthias Kirchner ist stolz. Für ihn ist das Projekt ein Beispiel, wie Integration gelingen kann, dem Fachkräftemangel in der Pflege entgegengewirkt wird und der kirchliche Träger zugleich seinem diakonischen Auftrag nachkommt: Fremde werden Freunde und Bedrängte finden Zuflucht.

Ohne Fleiß kein Preis

Einfach ist das Procedere dennoch nicht. Denn Bewerber müssen sich eignen, die deutsche Sprache gut verstehen (A2-Niveau), sie dürfen nicht traumatisiert sein durch Flucht oder andere Widerfahrnisse und sie brauchen rechtlich zumindest eine Duldung oder eine Aufenthaltserlaubnis, um ein paar Jahre auf der sicheren Seite in Deutschland zu stehen.

Deshalb durchliefen die Kandidaten zunächst ein Verfahren, in dem die Hospitanz in einem Pflegeheim wesentlicher Bestandteil war, um deren Eignung zu prüfen. Die Ausbildung selbst erfolgt in vier statt drei Jahren, weil das erste Ausbildungsjahr um eine umfangreiche Sprachförderung samt kulturellem Training erweitert ist.

Nach 24 Monaten und dem Bestehen der Zwischenprüfung geht es regulär im zweiten Ausbildungsjahr weiter. Denn dann ist gewährleistet, dass die Migranten dem Unterricht folgen und sich im praktischen Teil mit Bewohnern und Kollegen vollumfänglich verständigen können – auch wenn diese Mundart reden oder wegen Lähmungen in der Artikulation eingeschränkt sind.

Arifovski kommt zugute, dass er nach 1990 als Bürgerkriegsflüchtling schon einmal längere Zeit in Deutschland mit seiner Familie lebte. 1995 kehrte er zurück, um 2014 erneut in Deutschland Zuflucht zu suchen. Weil aber Mazedonien als sicheres Herkunftsland gilt, erhielt der 48-Jährige keine Arbeitserlaubnis.