Aromapflege: Es duftet nach Zuhause

Ätherische Öle regen an, beruhigen und wecken Erinnerungen

Frischer Kaffee: Bekannte Düfte und Gerüche vermitteln Geborgenheit (Foto: Fotolia)

Vorsichtig träufelt Silke B. für die Aromapflege ein paar Tropfen Öl auf den Duftstein. Zarte Vanille und ein Hauch Mandarine strömen durchs Zimmer einer 91-jährigen Bewohnerin. Die Dame leidet unter fortgeschrittener Demenz, ist oft unruhig und ängstlich. Doch mit ihrem Lieblingsduft entspannt sie sich und schläft lächelnd ein.

„Anders als sonstige Sinneswahrnehmungen sind Gerüche stark mit Emotionen verbunden“, weiß Jutta Brestel-von Haussen, langjährige Betreuungskraft in der Altenpflege. So könne uns ein Duft, etwa der eines bestimmten Kuchens, ruckzuck in die Vergangenheit zurückversetzen. Vielleicht an Omas Kaffeetisch oder in den Familienurlaub auf Sylt.

„Gerüche lösen Erinnerungen aus“

Das bestätigt die Schorndorferin. Geruchserlebnisse werden im Langzeitgedächtnis gespeichert und sind so auch nach Jahrzehnten abrufbar. Ein Grund warum Aromapflege – also der gezielte Einsatz von ätherischen Ölen – auch und besonders für Menschen mit Demenz spannend ist. Aromen wirken anregend oder beruhigend, lösen Wohlbefinden oder Ekel aus und ersetzen sogar manches Medikament.

Wie Pflegende den richtigen Duft finden und anwenden, erklärt Duft-Expertin Brestel-von Haussen.

  • Biografie im Blick

    „Um Erinnerungen zu wecken, eignen sich Düfte, welche im Leben Ihres Schützlings eine Rolle gespielt haben. Ein begeisterter Wanderer freut sich vielleicht über den Geruch von Fichtennadeln. Hat eine Dame früher viel gebacken, probieren Sie Vanille oder Orange aus. Wichtig: Achten Sie auf Gestik und Mimik des Pflegebedürftigen.  Löst ein Geruch unangenehme Empfindungen aus, wenden Sie ihn nicht wieder an!“

  • Körperliche und seelische Wirkung nicht unterschätzen

    „Ätherische Öle riechen nicht nur, sondern sie wirken auf Körper und Seele.
    Während Pfefferminze anregt und die Konzentration fördert, steht Sandelholz für Entspannung. Bei langsamen und phlegmatischen Menschen wäre die Anwendung kontraproduktiv. Bergamotte pflegt die Haut, erhöht aber auch deren Lichtempfindlichkeit.“

Anzeige
Duftgeschichten für Senioren
16 Vorlesegeschichten verbinden Alltagserlebnissen mit passenden Düften. So erinnert Vanille an die Backstube und Salbei an Mutters Kräutergarten. Jede Geschichte wird durch eine Doppelseite mit Ideen zur Sinnesaktivierung und Aromapflege-Rezepten aus der Hausapotheke ergänzt. Mehr erfahren

 

  • Durch Jahreszeiten führen

    „Aromen und Düfte sind eine tolle Hilfe, um Ihre Lieben an verschiedene Jahreszeiten heranzuführen. Zimt oder frisches Tannengrün erinnern an Adventsfesttage Zuhause. Zarter Rosenduft markiert den Muttertag und mit Lavendel oder Grapefruit läuten Sie den Frühling ein. Tipp: Führen Sie Back- und Kochtage ein. Helfer dürfen Zutaten probieren oder daran riechen. Auch Pflegebedürftige die nicht selbst aktiv werden können, genießen die bekannten Gerüche.“

  • Jede Anwendungsform hat Vorteile

    „Pflegende haben verschiedene Möglichkeiten ätherische Öle anzuwenden, je nachdem welches Ziel erreicht werden soll.“


Aromapflege in der Pflege


Raumbeduftung

„Mit Duftlampen und Raumsprays schaffen Sie eine angenehme Wohlfühlatmosphäre. Tipp: Weniger ist mehr. Beim Betreten des Raums sollte Ihnen lediglich ein zarter Hauch, keine Wolke entgegenschlagen.“

 

Anzeige
Duftleuchte
Teelicht betriebene Duftlampen sind für Menschen mit Demenz eine Gefahrenquelle. Besser auf elektrische Alternativen zurückgreifen. Wasser und einige Tropfen ätherisches Öl werden in den verborgenen Glaskolben gegeben und mithilfe einer Halogenlampe erwärmt. Achtung: Außer Reichweite der Pflegebedürftigen platzieren. Mehr erfahren

 

Einreibungen und Massagen

„Einreiben und Massieren ermöglicht es den ätherischen Ölen, tiefer in den Organismus einzudringen. So pflegt Kamille rissige Altershaut und eine Bauchmassage mit Jasmin bringt die Verdauung in Schwung. Vor allem aber schaffen Massagen körperliche Nähe, die vielen Pflegebedürftigen fehlt. Wichtig: Hierfür keinesfalls das pure Pflanzenöl verwenden. Denn das reizt die Haut. Verdünnen Sie das Konzentrat mit Basisöl oder verwenden Sie vorgemischte Produkte.“


Bäder

„Ätherische Öle in Voll- oder Teilbädern aktivieren oder entspannen Körper und Seele. Besonders bewährt hat sich diese Anwendungsform bei Unruhe, Schlafstörungen und zur Hautpflege am ganzen Körper. Tipp: Holen Sie den Pflegebedürftigen nach 15 Minuten aus der Wanne und verwenden Sie anschließend ein angenehmes Körperöl.“

Anzeige
30-teiliges Kartenset Ätherische Öle in der Aromapflege
Das Kartenset für die Kitteltasche beschreibt Einsatzfelder von 21 ätherischen Ölen, sowie deren seelische und körperliche Wirkung. Inklusive sind Rezepte und Anwendungstipps für Raumbeduftung, Hand- und Fußmassagen, Einreibungen und Bäder. Mehr erfahren