Fasching mit Demenz

Worauf Angehörige beim Feiern mit dementiell Veränderten achten sollten

Krapfen an Fasching rufen Erinnerungen bei Menschen mit Demenz hervor
Kaffee, Krapfen & Karnevalslieder: Menschen mit Demenz genießen Fasching. Aber Vorsicht: Überfordern Sie Ihre Schützlinge nicht! (Foto: Fotolia)

Lärmende Kinder, bunte Verkleidungen und laute Faschingsumzüge sind für Menschen mit Demenz schnell anstrengend. Daher gilt es vor der Faschingsfeier einige Vorkehrungen zu treffen, damit alle Beteiligten Spaß haben.

Egal ob jung oder alt, wenn zu Fasching die Narren los sind, kennt die Fröhlichkeit keine Grenzen. Wer die fünfte Jahreszeit allerdings mit demenzerkrankten Verwandten feiern möchte, sollte es ruhiger angehen lassen. Im Trubel bunter Straßenfeste fühlen sich Menschen mit Demenz schnell überfordert. „Weniger ist oft mehr: Kaffee, Krapfen, Karnevalslieder und dezente Dekoration, das reicht vollkommen aus“, erklärt Ilse Stamminger. Sie leitet die Soziale Betreuung im Seniorenwohnen Bürgerheim der Sozialservice-Gesellschaft des Bayerischen Roten Kreuzes (SSG).

Fasching in die Alltagsstruktur integrieren

Auch wenn sich nicht alle Bewohner gerne verkleiden, das gemeinsame Basteln macht allen Spaß!
Bewohnerin mit selbstgebasteltem Anstecker. (Foto: SSG)

Da Strukturen und Rituale Menschen mit Demenz helfen, sich zu orientieren, findet die Faschingsfeier des Seniorenwohnen in Rothenburg am frühen Nachmittag zwischen Mittagsschlaf und Abendbrot statt, wenn ohnehin Kaffee und Kuchen auf dem Programm stehen. So bleibt der Tagesrhythmus erhalten. Im Vorfeld haben Stamminger und ihr Team mit den Senioren bunte Schleifen zum Anstecken vorbereitet. „Nicht alle Bewohner verkleiden sich gerne, aber das Schleifen-Basteln macht den Senioren Spaß. Sie erinnern sich an persönliche Faschingserlebnisse und erzählen Geschichten von früher“, berichtet die Betreuerin.

Per Mottoparty Senioren aktivieren

Dieses Jahr steht Fasching im Seniorenwohnen Bürgerheim in Rothenburg unter dem Motto Märchen. Die Betreuer verkleiden sich als Märchenfiguren und rufen den Bewohnern mit Rätseln und Sketchen die Geschichten der Gebrüder Grimm ins Gedächtnis. Musikerin Uschi Stahl sorgt am Nachmittag mit Gesang und Keyboard für Unterhaltung: Bekannte Faschingsschlager wie „Die Hände zum Himmel“ oder „Da steht ein Pferd auf dem Flur“ laden die Senioren zum Mitsingen, Schunkeln sowie Tanzen ein.

Rückzugsmöglichkeiten schaffen

„Damit keine musikalische Dauerberieselung stattfindet, sind die Musikeinlagen feste Programmpunkte“, berichtet Stamminger aus der Praxis. Zu viele Reize überfordern Demenzerkrankte. Erschöpfung tritt bei Menschen mit Demenz in der Regel ohnehin schneller ein, als bei anderen Erwachsenen. „Bemühen sich Betroffene stark, den Gesprächen zu folgen, fühlen sie sich oft schon nach einer halben Stunde erschöpft“, weiß die langjährige Mitarbeiterin der SSG. Grundsätzlich sei es wichtig, dass sich Menschen mit Demenz jederzeit zurückziehen können, so die gelernte Altenpflegerin. Benötigen diese eine Auszeit oder wollen die Feier verlassen, sollten Angehörige diese Wünsche respektieren.

Individuelle Bedürfnisse berücksichtigen

Fasching mit den Rothenburger-Stadträtinnen
Die Rothenburger Stadträtinnen bringen die Senioren zu Fasching in Stimmung. (Foto: SSG)

Am Rosenmontag besuchen die Rothenburger Stadträtinnen das Seniorenwohnen und singen mit den Bewohnern. Ob sich Betroffene in solch einer lauten geselligen Runde wohlfühlen, hängt individuell vom Menschen ab und kommt auf die Tagesform an. Wer mit dementen Verwandten feiert, sollte dafür sorgen, dass nicht allzu viel gleichzeitig passiert. Immer wieder kommt es vor, dass Demenz-Patienten sich aus dem Gespräch ausklinken und teilnahmslos wirken. Angehörige sollten das akzeptieren.

Gesprächsbeiträge validieren

Beteiligt sich der dementiell Veränderte dann doch am Gespräch und sagt etwas, das scheinbar gar nicht zum Thema passt, sollte man ihn trotzdem unterstützen und positiv bestärken. „Bitte nicht widersprechen oder korrigieren. Das versteht derjenige dann meistens nicht, schämt sich und zieht sich zurück“, sagt Stamminger. Es sei wichtig, dass sich Erkrankte zugehörig und emotional eingebunden fühlen. Dann können sie das bunte Treiben zu Fasching unbeschwert genießen. „Die Wirkung von Spaß und Freude sollte man nicht unterschätzen“, hebt die Betreuerin die therapeutische Wirkung solcher besonderen Anlässe hervor.