Pflegekräfte sind am Ende

Hohe psychische und physische Belastungen führen zu Fehltagen

Mit 24 Fehltagen liegt die Pflegebranche acht Tage über dem Durchschnitt der übrigen Branchen
Pflegekräfte sind täglich einer hohen Belastung ausgesetzt – das spiegelt sich in den Fehltagen wieder (Foto: Fotolia)

Im sogenannten Gesundheitsatlas haben die deutschen Betriebskrankenkassen ihre Zahlen für 2015 zusammengeführt und in Berlin ausgewertet. Demnach sind Pflegekräfte acht Werktage mehr krank, also 50 Prozent mehr als der bundesdeutsche Schnitt, als andere Beschäftigte.

Besonders betroffen sind in der Altenpflege Frauen. Sie waren 2015 doppelt so lange wegen psychischer Störungen krankgeschrieben wie der Durchschnitt aller Arbeitnehmer. Den hohen Krankenstand erklärt Verdi-Vorstandsmitglied Sylvia Bühler mit unzumutbaren Arbeitsverhältnissen.

Denn Pflegekräfte arbeiten überdurchschnittlich häufig auf befristeten Arbeitsstellen, in Teilzeit und springen auf Grund der knappen Personaldecke kurzfristig ein, um Kollegen im Krankenstand oder im Urlaub zu vertreten. Hinzu kommen die hohe körperliche und psychische Belastung der Arbeit.

Mehr als jeder Fünfte in der Altenpflege sieht sich sowohl physisch wie auch psychisch durch die eigene Arbeit gefährdet. Das sind auch in diesem Vergleich fast fünfmal so viele Arbeitnehmer wie in anderen Branchen. Bühler fordert deshalb eine bessere Personalausstattung in den Pflegeheimen.

Außerdem appelliert sie an die Träger, mehr Engagement auf die Gesundheitsförderung ihrer Beschäftigten zu verwenden. Dazu zählen Angebote wie Sport oder Yoga, aber auch sogenannte Wohlfühl-Managerinnen, die sich um die Belange ihrer Kolleginnen kümmern. Mancherorts half es auch, die Zahl der Nachtschichten beispielsweise von fünf auf drei zu reduzieren, damit die Pflegekräfte schneller regenerieren können.


Leonhard Fromm (Jg. 1963) ist Gründer der Pflegebibel. Der Theologe und Wirtschaftsjournalist, der sich vielfach sozial engagiert, schreibt vor allem über Management in der Pflege. Der zweifache Vater interessiert sich für Zahlen, Daten, Fakten: „Verändern kann das System nur, wer seine Spielregeln versteht.“