Nach dem Urlaub: Entspannt zurück in die Pflege

Das Stress-Comeback verhindern

Nach dem Urlaub zurück im Stress? Mit unseren Tipps bleiben Sie entspannt (Foto: Fotolia)

Krankenpflegerin Sonja kommt entspannt aus dem Urlaub. Während ihrer Auszeit hat sie sich vorgenommen, den Stress auf Station nicht mehr so sehr an sich zehren zu lassen. Doch nur wenige Tage später ist der gute Vorsatz dahin und Sonja im hektischen Klinik-Trott gefangen. Das geht auch anders: Wir verraten Ihnen, wie sie typische Fallen im Beruf bewusst wahrzunehmen und umgehen.

Vier Fallen im Berufsleben – und wie man entspannt bleibt

Belastbarkeit und Teamgeist sind im Krankenhaus schwer gefragt. „Aber mit übertriebenem Einsatz kommt man nicht weit“, gibt Sabine Gregersen von der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) zu bedenken. „Wer zu schnell und zu viel arbeitet, macht leicht Fehler und gefährdet seine Gesundheit“, so die Diplom-Psychologin. Wer es immer allen recht machen wolle, gerate regelmäßig selbst unter die Räder. Zu viel Ehrgeiz, Hektik, zu großes Harmoniestreben und Leichtsinn, führen am häufigsten zu Frustration im Job. So tappen Sie nicht in die Falle.

Die Ehrgeiz-Falle: Ich schaffe das

Mancher Angestellter neigt dazu, sich immer mehr Aufgaben aufzubürden, als er bewältigen kann. Oft will er sich selbst und seinen Kollegen damit etwas beweisen und andere übertrumpfen. Ein Verhalten, das ungebremst in die Überlastung, schlimmstenfalls ins Burn-Out führt. Arbeiten bleiben liegen, der Stress steigt ins Uferlose. Tipp: Betrachten Sie sich gelegentlich im Geiste von außen. Allzu großer Ehrgeiz ist nämlich nicht nur riskant, sondern wirkt oft auch unsympathisch.

Die Hektik-Falle: Schnell, die Zeit drängt

Pflegende, die diesem Gedanken zu viel Macht geben, führen einzelne Arbeitsschritte oft unaufmerksam durch. So gefährden sie ihre eigene Sicherheit und Gesundheit und die des Patienten. Unfälle und langwierige Krankheiten sind die Folge. Tipp: Egal wie stressig die Situation ist, nehmen Sie sich fünf Sekunden, um tief durchzuatmen und bewusst wahrzunehmen. Sie handeln besonnener und vermeiden Fehler.

Die Leichtsinn-Falle: Wird schon gut gehen

So wohltuend positives Denken oft sein kann: Die Sicherheit zu vernachlässigen, birgt Risiken. Tipp: Bitten Sie Kollegen Ihr Tun hin und wieder zu kontrollieren. Sie können auch ein routierendes System einführen, bei dem jede Woche ein anderer überprüft. Oft fällt einem selbst nicht auf, an welchen Stellen man leichtsinnig handelt.

Die Harmonie-Falle: Nur keinen Streit

Auseinandersetzungen aus dem Weg gehen und Ärger herunter schlucken, mag in manchen Situationen richtig sein. Dauerhaft ist es aber ein Stressfaktor – der Gesundheitskiller schlechthin. Mit der Zeit staut sich Frust an. Manche richten diesen gegen sich selbst, andere gegen Familienangehörige und Menschen aus dem Freundeskreis, die dann stellvertretend alles abbekommen. Tipp: Sprechen Sie Probleme frühzeitig offen an. Zwar werden Sie nicht immer auf freudige Gesichter stoßen, doch nur so sind konstruktive Diskussionen möglich. Ein Plus: Sie ersparen sich viel Grübelei auf dem heimischen Sofa.

So steuern Sie um

Theoretisch wissen wir alle, wie sich Stress vermeiden lässt. Trotzdem tappen viele im Alltag immer wieder in die Fallen. „Das ist ganz menschlich“, beruhigt Gregersen. Sie empfiehlt, bewusst auf das eigene Verhaltensmuster zu achten. „Wer dieses für sich entschlüsselt, kann gezielt gegensteuern.“ Das gilt auch für Rückschläge, mit denen wie bei allen guten Vorsätzen immer zu rechnen ist: „Innehalten, Durchatmen, die eigenen Schwächen analysieren und Gegenstrategien entwickeln“, rät die Psychologin. Sonja ist schon dabei. Jedesmal bevor sie ein Patientenzimmer betritt, nimmt sie sich bewusst Zeit für drei tiefe Atemzüge. Das beruhigt und macht wach. Sonja kann sich besser auf ihr Gegenüber konzentrieren und geht abends weniger gestresst nach Hause.

Also: Am besten direkt nach dem Urlaub mit dem Umsteuern starten.


Ronja Gysin
Jahrgang 1989, „Die Pflegebiblerin“
hat Medienwirtschaft in Stuttgart studiert, langjährige Jugendleiterin, lernte den Online-Journalismus bei ProSiebenSat.1 Digital kennen, arbeitete in einer Londoner Nachrichtenagentur, hat die besten Ideen beim Wandern und ist begeisterte Köchin. Ihr Lebensmotto: Wenn Plan A nicht funktioniert, bleiben noch 25 andere Buchstaben.