Strom kommt vom Dach

Wie Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen ihre Stromkosten mit einer Solaranlage senken können

Pflege- und Gesundheitseinrichtungen haben hohen Energiebedarf. Für das Heizen, die Küche, die Wäscherei oder medizinische Geräte. Es wird erwartet, dass die Stromkosten in den nächsten Jahren eher steigen. Für Einrichtungen mit großen Dachflächen könnte sich deshalb eine Solaranlage lohnen.

Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen profitieren von günstigem Strom

Das Kinder- und Jugendkrankenhaus „Auf der Bult“ in Hannover macht es vor: Seit 2016 profitiert es von planbarem und günstigem Strom. Außerdem tut die Einrichtung der Natur etwas Gutes. Der erzeugte Strom einer hauseigenen Solaranlage wird zu 100 Prozent im Krankenhaus selbst verbraucht und kostet den Betreiber rund 11,3 Cent pro Kilowattstunde. Die 448 Solarmodule erzeugen eine Gesamtleistung von 116 Kilowatt-Peak. Die Anlage liefert im Jahr rund 100.000 Kilowattstunden Strom, was dem Durchschnittsverbrauch von etwa 30 Haushalten entspricht. Damit werden jährlich 65.000 Kilogramm CO2 vermieden.

Die meisten Betreiber von Solaranlagen verdienen sogar mit der grünen Energie

Geschäftsführer Björn Lamprecht berichtet von Renditen bis zwölf Prozent bei Solaranlagen. (Foto: Goldbeck Solar)

Dass viele Gewerbetreibende und Einrichtungen über erneuerbare Energien nachdenken, kann Björn Lamprecht bestätigen. Der Geschäftsführer des Solar-Unternehmens Goldbeck Solar glaubt, dass mit der richtigen Auslegung und Dimensionierung Sonnenstrom für die meisten Unternehmungen passen kann. „Photovoltaik und Blockheizkraftwerk heißen die gängigsten Antworten, erste Schritte in Richtung Netzunabhängigkeit zu gehen“, sagt Lamprecht. Er verkauft längst nicht mehr nur Solaranlagen, sondern passgenaue Komplettlösungen, mit denen sich Unternehmen und auch Krankenhäuser unabhängiger machen von der Strompreisentwicklung.

Hoher Eigenverbrauch macht unabhängig und spart Kosten

Eine geräuschlose und saubere Möglichkeit, Eigenstrom zu erzeugen, ist die Photovoltaik. Anlagen werden meist so dimensioniert, dass sie die Grundlast decken oder die Eigenverbrauchsquote bei mindestens 70 Prozent liegt. Eine Rendite zwischen sechs und acht Prozent ist möglich, wenn man die eingesparten Kosten selbst verbrauchten Stroms gegen die Investitionskosten einer Solaranlage rechnet. Immer wieder kann der Solarexperte von Kunden berichten, die bis zu zwölf Prozent Rendite mit ihrer Dachanlage machen. So würden viele PV-Anlagen-Besitzer bei ihrem Stromversorger rund 18 Cent pro Stromstunde bezahlen. Wenn sie ihre eigene Anlage anzapfen sind es bloß zwischen sieben und zwölf Cent.

Mehr Infos einholen und Experten rechnen lassen

Lamprecht: „Eine kostenlose Erstberatung leisten in der Regel Kammern und Verbände.“ Die Ausgaben für zertifizierte Energieberater (BAFA) würden zu 80 Prozent gefördert, denn die Regierung hat ein vitales Interesse daran, die Ziele des Pariser Klimagipfels bis 2050 zu erreichen: Avisiert ist eine CO2-Reduktion um 85 Prozent.

Geneigte Dächer eignen sich genauso gut wie Flachdächer. Wer neu baut, sollte bereits in der frühen Planungsphase eine Solaranlage mit Gewicht und Windlasten einplanen. Dann kann außerdem die Dachneigung an den Sonnenstand angepasst werden, um den bestmöglichen Ertrag zu erzielen. Bei Bestandsbauten sollte man herausfinden, ob die Dachstatik die PV-Anlage trägt. Leichte Montagesysteme aus Kunststoff sorgen dafür, dass selbst „schwache“ Dächer mit den Modulen zurechtkommen.

Denn es sind viele Parameter, die auf Dauer die Wirtschaftlichkeit einer Solaranlage ausmachen: Neben der Größe etwa die Haltbarkeit der Module, die Ausrichtung der Anlage oder die Wahl der Wechselrichter. In der Regel werden Anlagen auf 25 Jahre ausgelegt. Denn die Einspeisevergütung ist für 20 Jahre festgeschrieben und die Anlage nach etwa sechs Jahren amortisiert. Das heißt, dass Betreiber einige Jahre lang sogar gar nichts für ihre Elektrizität bezahlen.

Checkliste: Worauf achten beim Kauf einer Solaranlage?

  • Statik prüfen: Hält das Dach die zusätzlichen Windlasten und das Gewicht der Module aus?
  • Verschattung verhindern: Notfalls Bäume in der Umgebung fällen
  • Anlage so optimieren lassen, dass möglichst viel Eigenverbrauch möglich. Das bringt die höchste Rendite.
  • Lasten verschieben: Energieintensives Geschäft in die Mittagsstunden legen oder einen Stromspeicher als Ergänzung dazu nehmen.
  • Solaranlage gleich beim Umbau oder Neubau berücksichtigen. Man kann die Infrastruktur mit geringen Mehrkosten installieren lassen und die Kollektoren erst später montieren.

Förderung: Günstige KfW-Darlehen für erneuerbare Energien

Ab nur einem Prozent effektivem Jahreszins verlangt die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) für Darlehen, die für erneuerbare Energien genutzt werden. Bis zu 50 Millionen Euro kann ein Unternehmen auf diese Weise langfristig bis zu 20 Jahre leihen.

Gefördert werden Anlagen für erneuerbare Energien und deren Modernisierung. Also beispielsweise Solaranlagen. Aber auch Wasser- und Windkraft, Biogasanlagen oder Erdwärme. Dazu gehören auch Energiespeichersysteme.


Leila Haidar ist freie Wirtschaftsjournalistin aus Stuttgart. Sie ist für verschiedene überregionale Tageszeitungen tätig, schreibt für Fachmagazine und beschäftigt sich mit den verschiedensten Themen, darunter Personal, Industrie und Logistik.