Zu feurigen Klängen über’s Parkett

Tangonachmittag bringt Schwung ins Seniorenwohnen

Beim Tanzen blühen auch Demenzkranke auf (Foto: Maria-Martha-Stift)
Beim Tanzen blühen auch Demenzkranke auf (Foto: Maria-Martha-Stift)

Argentinischer Tango bringt Lebensfreude und wirkt positiv auf Körper und Seele – egal in welchem Alter. Im Seniorenwohnheim der Sozial-Servicegesellschaft des BRK in Wolframs-Eschenbach hielt der feurige Rhythmus kürzlich Einzug.

Schöne Stunden bei mitreißenden Rhythmen

Erwartungsvoll sitzen die Bewohner des Seniorenwohnens Wolframs-Eschenbach im Gemeinschaftsraum als die ersten südamerikanischen Klänge ertönen. Ein Paar betritt die Tanzfläche und beginnt sich anmutig zur Musik zu bewegen. Schnelle Schrittfolgen reihen sich an stolze Standfiguren, bei denen selbst Zuschauern die Luft wegbleibt.

Mitsingen erlaubt

„Argentinischer Tango reißt einfach mit“, weiß Tanztherapeutin Brigitte Reuter, die mit ihrem Partner wie selbstverständlich über’s Seniorenwohnen-Parkett fegt.  Auch einige deutsche Lieder zum Mitsingen haben die beiden in ihrem Repertoire.

Das Zusammenspiel aus Musik und Bewegung weckt so manche Erinnerung bei den zuschauenden Senioren. „Ich habe früher mit meinem Mann auch Tango getanzt“, erzählt eine Dame, „der Valentino war meine Lieblingsfigur.“ Kaffee und selbstgebackener Kuchen lockern die Pausen zwischen den Tanzpartien auf. Beim Kuchenbacken hatten einige Hobbybäckerinnen mitgeholfen. Eier aufgeschlagen oder Äpfel geschnitten.

Schon argentinische Einwanderer tanzten gegen Demenz

Der Kontakt zu Reuter kam durch deren Mutter zustande. Die alte Dame bewohnt ein Zimmer in der Einrichtung der Sozialservice-Gesellschaft des BRK. „Einen Tanznachmittag im Seniorenwohnen zu veranstalten, war daher naheliegend“, berichtet die Tanztherapeutin, die sich intensiv mit dem Tango und dessen Wurzeln befasst hat.

In Buenos Aires, der Hauptstadt Argentiniens, erfuhr sie, dass Einheimische den feurigen Tanz auch bei Menschen mit Demenz einsetzen. „Tango besteht aus Umarmung, Berührung, Zuwendung und Emotionen – all das brauchen Menschen mit Demenz“, beschreibt Reuter.

Tanzen beugt Alzheimer vor

Bewegung zur Musik kann der Erkrankung Studien zufolge sogar vorbeugen. Durch das regelmäßige Lernen neuer Schrittabfolgen entstehen laut Forschern mehr Nervenzellen im Gehirn. Das sorge dafür, dass Tänzer aufmerksamer seien und sich die Gedächtnisleistung nachhaltig verbessere.


Ronja Gysin
Jahrgang 1989, „Die Pflegebiblerin“
hat Medienwirtschaft in Stuttgart studiert, langjährige Jugendleiterin, lernte den Online-Journalismus bei ProSiebenSat.1 Digital kennen, arbeitete in einer Londoner Nachrichtenagentur, hat die besten Ideen beim Wandern und ist begeisterte Köchin. Ihr Lebensmotto: Wenn Plan A nicht funktioniert, bleiben noch 25 andere Buchstaben.

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