„Deutschland ist ein schöner Platz“

Serbische Pflegekräfte wollen in Deutschland Fuß fassen

Milos Radovic und Stefan Milovanovic (v.l.) bereuen ihren Umzug nach Altomünster nicht. (Foto: SSG)

Eineinhalb Jahre haben sich Milos Radovic und Stefan Milovanovic auf ihr Leben als Pflegehelfer in Altomünster vorbereitet. Als Teilnehmer eines Recruiting-Projekts kamen die beiden Serben im März nach Deutschland. Von Sprachbarrieren, Hilfsbereitschaft und Lebensträumen.

„Können Sie das nochmal auf Hochdeutsch sagen?“, ist einer der Sätze, den Milos Radovic seit dem ersten Tag in Deutschland beherrscht. Seit zehn Monaten lebt der 32-Jährige im 7.000-Seelen-Örtchen Altomünster. Genauso lange arbeitet er als Pflegehelfer im Seniorenwohnen der Sozialservice-Gesellschaft des Bayerischen Roten Kreuzes. „Viele Senioren sprechen bayerischen Dialekt“, erzählt Radovic. Dann falle es ihm schwer, zu verstehen. Ein Problem sei das aber nicht. „Wenn ich freundlich frage, erklären die Bewohner mir was ‚Schwammerl‘ heißt.“

Mit Radovic ist auch Stefan Milovanovic, 25, ins Seniorenwohnen gekommen. „Beide sind wild entschlossen, hier Fuß zu fassen“, freut sich Einrichtungsleiterin Astrid Ziller. Sprachkenntnisse auf B1-Niveau konnten sich die gelernten Krankenpfleger bereits in ihrem Heimatland aneignen. Dienstags- und Donnerstagsnachmittags pauken sie nun im 1,5 Stunden entfernten München weiter. Für die Anerkennung ihres Berufs müssen die Serben Sprachniveau B2 nachweisen.

„Ich habe lange von Deutschland geträumt“, sagt Radovic, der in Serbien nur 300 Euro im Monate verdient hatte. Ein sicheres, normales Leben hat er sich gewünscht. Als Anfang des Jahres dann der Umzug ins Haus stand, war der Abschied trotzdem nicht leicht. Denn seine Ehefrau musste vorerst zurück bleiben.

In Deutschland angekommen waren die beiden Serben überwältigt – nicht nur von der bayerischen Landschaft, auch von der Hilfsbereitschaft ihrer Kollegen und Vorgesetzten. Egal ob Wohnungssuche oder Amtsgänge – immer sei jemand zur Stelle gewesen. Zehn Monate später bereut keiner der beiden seine Entscheidung. „Ich möchte in Deutschland und bei der SSG bleiben“, sagt Radovic, „Arbeits- und Lebensqualität sind hoch und dank der geregelten Schichten habe ich genug Zeit für mich und Hund Daisy.“ Nur mit den hohen Mieten hatte der passionierte Snowboarder nicht gerechnet. Nach seiner Anerkennung möchte der 32-Jährige die Weiterbildung zum Wundmanager absolvieren.

Momentan nutzt Radovic einen Großteil seiner Freizeit aber erstmal zum Deutschlernen. Im Dezember steht die B2-Prüfung an. „Dann kann meine Frau hoffentlich im Frühjahr zu mir ziehen.“


Ronja Gysin
Jahrgang 1989, „Die Pflegebiblerin“
hat Medienwirtschaft in Stuttgart studiert, langjährige Jugendleiterin, lernte den Online-Journalismus bei ProSiebenSat.1 Digital kennen, arbeitete in einer Londoner Nachrichtenagentur, hat die besten Ideen beim Wandern und ist begeisterte Köchin. Ihr Lebensmotto: Wenn Plan A nicht funktioniert, bleiben noch 25 andere Buchstaben.

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