Stress lass nach

Drei Tipps für schnelle Gelassenheit

Bevor stressige Situationen eskalieren: besser die Tipps von Simone Stargardt beachten… Foto: Fotolia

Stress zählt zu den größten Gesundheitsgefahren unseres Jahrhunderts und gehört in der Pflegebranche oft zum Alltag. Fehlzeiten aufgrund psychischer Beschwerden wie Depressionen, Angst- und Belastungsstörungen sind in den vergangenen 15 Jahren um fast 90 Prozent gestiegen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie der Techniker Krankenkasse.

Im beruflichen Alltag wirken viele Stressfaktoren auf Pflegekräfte ein: Bei der morgendlichen Körperpflege wollen individuelle Bedürfnisse von Patienten berücksichtigt werden, die der Zeitplan eigentlich nicht hergibt. Zwischen Behandlungspflege und tönenden Patientenklingel bleiben oft Dokumentationsaufgaben liegen, die eigentlich dringend erledigt werden müssten. Fragen beantworten, Menschen beruhigen, Angehörige trösten… dazwischen stets mit strammen Schritt über die Flure hetzen.

„Pflegekräfte sind ständig einer Flut von Anforderungen ausgesetzt. Doch für ständige Erreichbarkeit ist unser Organismus nicht ausgelegt“,

Weiterbildungsexpertin Simone Stargardt unterrichtet auch Pflegekräfte, die sich etwa zum Fachwirt im Gesundheits- und Sozialwesen fortbilden. Foto: Stargardt

sagt Simone Stargardt. Die Inhaberin der privaten Weiterbildungsakademie carriere & more mit Standorten in der Region Stuttgart, Mannheim und Würzburg unterrichtet regelmäßig auch Pflegekräfte, die von ihrem stressigen Alltag berichten. Zudem erlebt die Betriebswirtin häufig, dass Studenten in Prüfungssituationen Stress und Nervosität belasten.

„Werden Stresshormone nicht regelmäßig abgebaut, erreicht unser Körper ein kritisches Level“, weiß die Trainerin. Wir sind müde und anfälliger für Krankheiten, Magen-Darm-Beschwerden oder Tinnitus können die Folge sein, bis hin zum Burnout. Je nach Stresstyp eignen sind unterschiedliche Methoden, um wieder zu unserer inneren Mitte zu finden. Äußert sich Stress vorwiegend in muskulärer Verspannung, hilft Sport. Wer dagegen ständig gereizt ist, sollte es besser mit mentalem Training versuchen. Während bei organischen Beschwerden, wie Augenzucken oder Magen-Darm-Beschwerden, regelmäßige Entspannungs-Zeiten und gesunde, leichte Kost am besten wirken. „Viele Menschen sind Mischtypen“, weiß die Trainerin aus ihrer Erfahrung.

An den eigenen Glaubenssätzen arbeiten

Langfristig empfiehlt Stargardt, an den inneren Antreibern zu arbeiten. Das sind Glaubenssätze wie „sei perfekt“ oder „sei stark“, die in unseren ersten Lebensjahren geprägt wurden. „Wer sich von ‚wie muss ich sein‘ hin zu ‚das darf ich mir erlauben‘ bewegt, spürt oft bereits nach wenigen Wochen erste Ergebnisse, wie zum Beispiel mehr Gelassenheit in fordernden Situationen“, sagt Stargardt. Glaubenssätze langfristig umzukehren sei allerdings ein Prozess, der mehrere Monate dauern kann.

Wenn unsere Nerven wieder einmal blank liegen in einer Situation, die wir eigentlich souverän angehen sollten –  hier drei Tipps von Simone Stargardt, die kurzfristig helfen:

  1. 60 Sekunden lang grinsen: Ganz egal, ob uns gerade tatsächlich zum Lachen ist oder nicht. Wenn wir die Mundwinkel nach oben ziehen, schüttet unser Gehirn Glückshormone aus. Sind wir akut gestresst, müssen es unbedingt 60 Sekunden am Stück sein, denn darunter ist diese Übung wirkungslos. (Die Übung lässt sich gut auf der Toilette ausüben).
  2. Wasser trinken: In einer stressigen Situation ein großes Glas kühles, stilles Wasser zu trinken beruhigt sofort. Das Herz schlägt langsamer, die Atmung vertieft sich, wir kommen zur Ruhe. Am besten in kleinen Schlucken trinken.
  3. Bewusstes Atmen: Gezielte Atemtechniken senken die Herzfrequenz und helfen unserem Körper, sich zu entspannen. Um die Körperfunktionen zu beruhigen, sollte doppelt so lange aus- wie eingeatmet werden. Etwa locker auf einem Stuhl sitzend beim Einatmen langsam bis zwei, beim Ausatmen bis vier zählen und dies zehn bis 20 Mal wiederholen.