Alexander Jorde: Couragiert gegen Missstände

Ein Pfleger fordert die Politik heraus

Alexander Jorde
Bild: ZDF

Ein angehender Krankenpfleger liest im Bundestagswahlkampf der Kanzlerin die Leviten. Sein Name ist Alexander Jorde, er kommt aus Hildesheim und wird dadurch im vergangen Jahr über Nacht berühmt. Jetzt war er für die WDR-Sendung „Die Story“ in Norwegen. Doch was genau wirft er der Politik eigentlich vor und welche Forderungen stellt er?

Würde des Menschen wird täglich verletzt

Alexander Jorde ist Pflegeschüler in einem Krankenhaus in Hildesheim. In der ARD-Sendung „Wahlarena“ eröffnete er Angela Merkel im vergangenen Jahr einen vollkommen neuen Blickwinkel auf das Grundgesetz. Durch die Zustände in deutschen Krankenhäusern und Pflegeheimen sieht er die Würde des Menschen täglich tausendfach verletzt. Für ihn ein unhaltbarer Zustand. Mit seiner Kritik schlägt Jorde in die gleiche Kerbe, wie eine 2014 eingereichte Verfassungsklage. Eine Gruppe von Senioren fühlte sich im Hinblick auf mögliche Pflegebedürftigkeit in ihren Grundrechten bedroht. Letztlich wurde die Klage aber im Februar 2016 abgewiesen.

Deutschland weit abgeschlagen

Durchschnittlich 13 Patienten kommen hierzulande im Krankenhaus auf eine Pflegekraft. Im internationalen Vergleich liegt Deutschland damit abgeschlagen auf den hinteren Rängen. Dies belegt ein aktuelles Papier der Hans-Böckler-Stiftung. Eine gesetzliche Regelung zum Personalschlüssel fehlt bislang. Da kann es durchaus mal länger dauern, wenn jemand klingelt. Alexander Jorde spricht von Pflegebedürftigen, die deswegen stundenlang in ihren eigenen Exkrementen liegen. Es müsse deswegen unbedingt mehr Personal in die Pflege und es bedürfe besserer Personalschlüssel. Sein konkreter Vorwurf an die Kanzlerin: In 12 Jahren Regierung habe sie nichts Entscheidendes für die Pflege getan. Es gebe nach wie vor zu wenig Pflegekräfte, die Bezahlung sei zu schlecht und die Patienten seien diesen Missständen schutzlos ausgeliefert.

Bessere Löhne und gezielte Werbung

Bei Markus Lanz legte Jorde kurze Zeit später noch einmal nach. Merkels Antworten seien schwammig. So kämen die Mehreinnahmen aus der Anhebung des Beitrags zur Pflegeversicherung nicht dort an, wo sie gebraucht würden. Auch sei es keine Option, gezielt Pflegekräfte aus dem Ausland anzuwerben. Denn einerseits seien gute Sprachkenntnisse enorm wichtig. Andererseits würde Deutschland auf diese Weise anderen Ländern Pflegekräfte abziehen und so den eigenen Pflegenotstand exportieren. Der angehende Krankenpfleger schlägt stattdessen höhere Gehälter und gezielte Werbemaßnahmen als Lösungsansatz vor. Die Youtube-Serie „Die Rekruten“ mit der die Bundeswehr um Nachwuchs wirbt, nennt er als mögliches Vorbild. Außerdem sollten Krankenhäuser in gemeinnützige GmbHs umgewandelt werden, meint Alexander Jorde.

Pflege muss politischer werden

Die Unzufriedenheit mit der Politik, verbindet Alexander Jorde mit anderen Pflegenden. Was ihn unterscheidet ist sein Kampfgeist. So hat er nach der Kanzlerin kürzlich auch FDP-Chef Christian Lindner die Stirn geboten und auf seinem Facebook-Profil fordert er: „Wir müssen endlich politischer und vor allem kämpferischer werden. In manchen Branchen wird mit dem Ausbildungsvertrag der Gewerkschaftseintritt unterzeichnet. Fragt man in der Pflege, wer in einer Gewerkschaft oder im Berufsverband ist, erfährt man meist eine herbe Enttäuschung. Es wird Zeit.“ Und für die Sendereihe „Die Story“ im WDR war Jorde jetzt in Norwegen, um dort nach Lösungen für den Pflegenotstand zu suchen. Zu sehen ist seine Reise in der ARD Mediathek.