Die Fasnacht kommt vor der Fastenzeit

Typische Narren sind bis heute unterwegs. (Foto: Pexels)

Ob Karneval, Fasnacht oder Fasnet, alle drei Bezeichnungen stehen für die Zeit vor dem Aschermittwoch und dem Beginn der Fastenzeit. Das Wissen zur Fasnacht geht heute immer mehr verloren. Für alle unter euch, die mit der älteren Generation in Kontakt sind, hier die wichtigsten Infos, um zu punkten.

Herkunft
Fasnacht ist heutzutage ein Fest, das sich fast deutschlandweit durchgesetzt hat und nicht mehr viel mit seiner Entstehung zu tun hat. Weit verbreitet ist die Erzählung, dass die Fasnacht vorchristliche, heidnische Wurzeln hat und entstanden ist, um den Winter auszutreiben und die Ankunft des Frühlings zu feiern.
Geschichtlich ist der Brauch jedoch ein christliches Fest und eng verbunden mit der darauf folgenden Fastenzeit. Denn weil in dieser Zeit kein Fleisch und kein Alkohol getrunken werden durften, „mussten“ zuvor sämtliche Vorräte konsumiert werden, damit nichts verkommt. So waren die Tage vor der 40-tägigen Fastenzeit, die mit Ostern endet, eine Zeit der Völlerei. Die Fasnacht dauert sechs Tage vom schmutzigen Donnerstag/Weiberfasching bis zum Aschermittwoch.
Damit einher geht der „Rathaussturm“, der die weltliche Obrigkeit entmachtet. Das war ein Ventil der niederen Stände, die üblicherweise die Obrigkeit in der diktaturähnlichen Monarchie fürchten mussten. Auch hier gibt es Anklänge an das „Reich Gottes, das nicht von dieser Welt ist“ zur Zeit der Besatzung Judäas durch die Römer.
Die militärischen Anspielungen der Fasnet gehen auf die neapolitanische Besatzungszeit um 1815 zurück. Deren französischen Uniformen sind die Fantasiekostüme des rheinischen Karnevals (carne vale = lat. Fleisch lebe wohl) nachempfunden. So ermöglichte „die fünfte Jahreszeit“, die Besatzer zu verhöhnen. Riskant blieb dies dennoch. Und das „Dreigestirn“ geht wiederum auf die Dreifaltigkeit von Vater, Sohn und Heiligem Geist im Christentum zurück, denn auch vor der kirchlichen Obrigkeit und der Hölle hatten die Menschen Angst.

Wort
Sprachlich stehen die beiden Wörter nah bei einander. Die Fas(t)nacht bezeichnete die Nacht vor dem Fasten. In dieser Nacht konnte nochmals ausgelassen geschlemmt, getrunken und gefeiert werden bevor es 40 Tage lang kein Fleisch und keine tierischen Produkte gab. Für alle unter euch, die regionsbedingt Karneval feiern, gibt es auch eine Erklärung. Das Wort ist aus dem italienischen „carnevale“ abgeleitet was so viel bedeutet wie „Fleischwegnahme“ und somit ebenfalls auf die kommende Fastenzeit hinweist. Für die Metzger war die Fastenzeit die härteste Zeit des Jahres. Niemand kaufte in dieser Zeit bei ihnen etwas ein. Um alle tierischen Produkte aufzubrauchen, wurden fettige Fastnachtskrapfen/-küchlein erfunden, die bis heute weitverbreitet sind.
Und die vielen Eier, die sich während der Fastenzeit angesammelt hatten, wurden zu Ostern reichlich verzehrt. Da dann Jesu Auferstehung von den Toden gefeiert wird, passt das Ei als Symbol für Fruchtbarkeit und das Leben wiederum gut zu diesem Fest.

Region
Mit der Reformation änderte sich die Fasnacht in Deutschland. Die evangelische Kirche lehnte die Fasnacht als heidnisch ab, zumal auch die Verbote tierischer Nahrung aufgehoben wurden, was deren dauerhaften Verzehr ermöglichte. Die katholische Kirche hielt dagegen an ihrem Brauchtum fest und duldete weiterhin das ausgelassene Feiern als Vorwegnahme des „Festmahls im Himmel am Ende aller Tage“. In katholischen Regionen wie dem Rheinland um Köln oder dem Schwäbisch-Alemmanischen um Rottweil haben Karneval und Fasnet eine lange Tradition.
Durch die Globalisierung, den Fernseher und die Lust an der Anonymität durch Verkleiden hat das Feiern dieses Brauchs in ganz Deutschland wieder zugenommen. Dass die Baseler ihren Karneval ab Aschermittwoch feiern, hängt damit zusammen, dass die Protestanten die Katholiken ärgern wollten. Weil die Ausgelassenheit heute volkswirtschaftlich ein wichtiger Faktor ist, begünstigen wirtschaftliche Interessen das kollektive Feiern.

Und im Pflegeheim kann es ein willkommener Anlass sein, die Routine des Alltags zu unterbrechen, den Bewohnern schöne Stunden zu bereiten und bei vielen alte und zentrale Erinnerungen zu aktivieren. Denn früher wurden auch sexuelle Tabus in dieser Zeit gebrochen und viele Paare lernten sich in dieser Zeit kennen oder gaben sich den ersten, heimlichen Kuss.