Uli & die Demenz: Sie sind die wichtigste Person in Ihrer Welt!

Wie Pflegekräfte und Angehörige auf sich selber achten können

Steine Balance Achtsamkeit
Bild: pixabay.com

„Ich nehme mich selbst wichtig.“ Klingt egoistisch. Ist es aber nicht. Denn wenn es mir selber gut geht, habe ich auch Liebe und Kraft für die Probleme anderer. Wie kann ich mich selber wichtig nehmen?

Der Pflege-Alltag ist voll gepackt. Waschen, kleiden, mobilisieren. Alles „ratz-fatz“, „ruck-zuck“ und „mal schnell“. Leider kommt da oft einer zu kurz: Sie. Die Pflegekraft. Der betreuende Angehörige. Kann es gelingen, zwischen Pflege und Haushalt, Verpflichtungen und Beruf Zeit für sich selber frei zu schaufeln?

Von Baywatch gelernt

Als Jugendlicher habe ich gerne eine Serie im Fernsehen gesehen, in der Rettungschwimmer verschiedene Abenteuer bestanden haben: Baywatch. Und wenn die kühnen Schwimmer ein Unfallopfer aus dem Meer geborgen haben, mussten sie manchmal an Klippen oder Pfosten vorbei schwimmen. Was tut man da, wenn eine Welle kommt? Intuitiv hätte ich mich an ihrer Stelle schützend zwischen Unfallopfer und Klippe gestellt. Aber – die Schwimmer haben es anders rum gemacht. Sie haben den Verletzten zwischen sich und die Klippe gehalten. Um sich selber zu schützen. Warum? Weil sie wussten: Wenn sie sich selber auch verletzten, sind am Schluss vielleicht beide tot. Wenn sie darauf achten, dass sie selber heil an Land kommen, ist auch die Überlebenswahrscheinlichkeit für den Verletzten viel höher…

Mich hinterfragen

Darum kann ich mich fragen: Fühle ich mich durch meine Pflege-Situation eingeengt? Fehlen Ruhe-Inseln in meinem Alltag? Habe ich das Gefühl, dass ich meine Begabungen und Talente zu wenig ausleben kann? Fühle ich mich wie in einem Hamsterrad? Schlafe ich schlecht? Kommen Spaziergänge, Sport und Aufenthalte in der Natur zu kurz? Je mehr dieser Fragen ich mit „ja“ beantworte, umso wichtiger ist es, auf mich selber zu achten. Vielleicht finde ich dann ja eine Möglichkeit, etwas in meinem Leben umzuschichten, um mehr Zeit für mich zu haben. Oder ich kann etwas los lassen. Oder ich lernen meine eigenen Bedürfnisse erst so richtig kennen.

Von Kindern lernen

Diesen Sommer werde ich zum ersten Mal in meinem Leben Papa. Und ich freue mich jetzt schon darauf, wenn meine Tochter krabbelt, die Welt entdeckt, spielt – und sich entwickelt. Und wenn ich bei ihr sein kann und alles um mich herum vergesse. Ein Kind spielt, wenn es spielen will. Hat es draußen getobt und bekommt keine Luft mehr, bleibt es stehen und atmet durch. Und wenn es müde wird, schläft es. Vielleicht kann ich als Erwachsener Vieles nicht unbedacht liegen lassen und mich – wie ein Kind – einfach meinen Sehnsüchten hingeben. Aber – warum nicht einfach mal drüber nachdenken, was ich von einem Kind lernen kann.