Tag der Pflege: Multikulti im Pflegeheim

Verschiedene Kulturen bereichern die Branche 

Arbeitet seit zwei Jahren im Marienheim: Marokkaner Jaouad Sridi, hier mit Einrichtungsleiter Gamal Löffler (Foto: SSG)

Rund 3,1 Millionen Menschen in Deutschland sind pflegebedürftig. Die Zahl steigt stetig. Um alle fachgerecht versorgen zu können, ist die Pflegebranche auf ausländische Fachkräfte angewiesen. Wie die multikulturelle Zusammenarbeit funktioniert, zeigt ein von der Sozial-Servicegesellschaft des Bayerischen Roten Kreuzes betriebenes Pflegeheim aus Bad Reichenhall.

„Circa 15 Prozent unserer Mitarbeiter haben einen Migrationshintergrund“, so Gamal Löffler, Einrichtungsleiter des Seniorenwohnens Marienheim. So kümmern sich unter anderem Pflegekräfte aus Bosnien, Kroatien und Marokko um die 90 Heimbewohner. Darunter Jaouad Sridi. Seit drei Jahren unterstützt der Marokkaner, der einst als Küchenmitarbeiter im Seniorenwohnen angefangen hat, das Team als Pflegehelfer. Zusätzlich zu seinem Arbeitsalltag absolviert der junge Mann aktuell eine Weiterbildung zum Sicherheitsbeauftragten.

Sprache steht an erster Stelle

„Einen Teil unserer Arbeitskräfte rekrutieren wir sogar direkt im Ausland“, so Löffler. Aktuell begleitet und koordiniert er ein Programm für tunesische Fachkräfte, welche er selbst vor Ort in Zusammenarbeit mit SSG-Recruiter Markus Schlicht auswählt. Kriterien seien dabei neben einer abgeschlossenen Pflegeausbildung, vor allem die Sprachkenntnisse. Ob die Ausbildung im Ausland dem deutschen Stand entspricht, prüft die Regierung in einem Anerkennungsverfahren. „Um das B2-Sprachlevel zu erreichen, besuchen unsere Mitarbeiter einen Sprachkurs“, sagt die Einrichtungsleitung.

Das Meiste lernen die Fachkräfte jedoch im Arbeitsalltag. „In der Pflege geht es um Freundlichkeit, Geduld und Verständnis“, weiß Löffler. Er beobachte immer wieder, dass Mitarbeiter mit Migrationshintergrund diese Eigenschaften zu 100 Prozent leben, weil in deren Heimat dem Alter besondere Wertschätzung gilt. „Nur im Einzelfall ist die Herkunft ein Problem für unsere Heimbewohner. Und wenn, dann bewältigen wir das Problem zusammen“, erklärt der 34-Jährige mit algerischen Wurzeln.

Gemeinsames Feiern stärkt Mitarbeiterzusammenhalt

Im Seniorenwohnen Marienheim gibt es nur selten Konflikte, die mit Religion, Kultur oder Herkunft zu tun haben. Das Team setzt auf Offenheit – und das funktioniert. Oft helfe schon ein Gespräch um das Verständnis füreinander zu stärken. Zusätzlich feiern Kollegen und Bewohner gemeinsam Feste aus unterschiedlichen Kulturen oder probieren die jeweils zugehörigen Leckereien. Manchmal ist aber auch Hintergrundwissen gefragt, insbesondere auf Seiten der Leitung. „Vietnamesen beispielsweise äußern gegenüber dem Arbeitgeber keine Kritik. Jede Kultur hat einen anderen Umgang bezüglich der Kommunikation“, erläutert Löffler. Darauf müsse man eingehen können.

Die Pflege braucht Migration

„Ausländer gehören schon immer zu Deutschland. Die Pflege braucht sie sogar, um eine fachgerechte Betreuung sicherzustellen“, betont der Heimleiter. Gleichzeitig bietet das Leben in Deutschland den Neuankömmlingen einen besseren Lebensstandard und Zukunftsaussichten. Viele – nicht alle – sind bereit, die Chance zu ergreifen. „Wir spüren das an dem festen Willen zu lernen und zu arbeiten“, sagt der Einrichtungsleiter. Bei der Eingliederung hilft das Seniorenwohnen mit Personalwohnungen, unterstützt bei Behördengängen und sorgt für eine gute Arbeitsatmosphäre. Eine Win-Win-Situation“, findet Löffler. Denn wer sich wohl und „heimisch“ fühlt, bleibt auf Dauer.