Uli & die Demenz: Das wichtigste Wort der Welt

Warum es sich lohnt, danke zu sagen

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Frau Behrensen sitzt in ihrem Rollstuhl. Sie kann sich kaum noch bewegen. Aber sie strahlt
etwas Einzigartiges aus: Dankbarkeit und Friede. Ich bin überzeugt, dass sie nicht erst jetzt in ihrer Demenz so wurde – sondern dass sie diese Charaktereigenschaft zeitlebens eingeübt
hat. Sie weiß nicht mehr, wo sie gerade ist. Sie erkennt ihre Tochter nicht mehr. Aber: Frau Behrensen lacht. Und wenn sie lacht, geht es allen Menschen ringsum gut.

Das wichtigste Wort

Ich besuche immer wieder die Flüchtlinge in meinem Nachbardorf. Jedes mal, wenn jemand
Neues kommt, ist es ein Ringen um Worte, ein Reden mit Händen und Füßen. Aber ich habe
eine interessante Beobachtung gemacht. Egal, ob sie arabisch oder eine andere Sprache
sprechen: Das wichtigste Wort, das man in der jeweiligen Sprache zuerst lernen sollte, lautet:
„DANKE“. Ob Engländer oder Franzose, Moslem oder Christ, Bettler oder König – ein Danke
schließt die Herzen auf. Es zeigt zugleich meine Unvollkommenheit und meine Zufriedenheit.
Meine Abhängigkeit und mein Vertrauen. Danken sprengt die Schranken.

Dementen Menschen danken

Warum sollte ich mich nicht auch einmal bei dementen Menschen bedanken? Einfach dafür,
dass sie da sind. Dafür, dass sie mich die Welt auf eine neue Art zu sehen lernen. Dafür,
dass sie mich daran erinnern, dass ich auch ohne Leistung wertvoll bin. Ich kann dementen
Menschen tatsächlich für vieles dankbar sein. Für die Dinge, die sie mir durch ihren Zustand
mitteilen. Vielleicht erkenne ich das gar nicht auf den ersten Blick – sondern erst im
Nachhinein.

Eine dankbare Grundstimmung

Auch Menschen mit Demenz kann man dabei helfen, Gründe für die Dankbarkeit zu finden.
Sie haben einen langen Lebenslauf hinter sich. Sie haben viele Menschen kennengelernt.
Viele Situationen gemeistert. Viele Aufgaben gemeistert. Krisen überlebt. Krankheiten
überwunden. Und weil es so viele Gründe für eine dankbare Grundhaltung gibt, habe ich darüber ein Buch geschrieben: Frau Franke sagt danke. Ich hoffe, dass es vielen Betroffenen hilft, neu dankbar zu sein – und dadurch Schätze aus ihrem Leben zu heben.