Crowdfinanzierung für die Pflegebranche

Projekte mit privaten Investoren verwirklichen

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Auf Online-Kreditmarktplätze verleihen private Investoren Geld an Firmen. Weil Banken hohe Anforderungen bei der Kreditvergabe stellen und die Bürokratie zudem für eine lange Wartezeit sorgt, nutzen auch Unternehmen aus der Pflegebranche die alternative Finanzierung.

Die Casenio AG hat für die Entwicklung einer seniorenfreundlichen App 200.000 Euro von privaten Investoren eingesammelt. „Mit der unkomplizierten Finanzierung konnten wir die App für eine erleichterte Bedienung eines Tablet-Computers weiterentwickeln und zusätzlich unser Angebot an personalisierten Dienstleistungen ausbauen“, sagt Vorstand Tim Lange. Das von ihm mitentwickelte Hilfe- und Komfortsystem casenio ist ein intelligentes Hilfesystem, das Seniorenwohnen sicherer und komfortabler machen soll.

Je nach Gefahrenlage kann das Hilfe-System casenio ein Signal an Bewohner, Angehörige, Nachbarn oder Pflegekräfte übermitteln. Foto: kapilendo

Geld aus dem Netz

Die Art der Geldbeschaffung, die Lange für die Entwicklung genutzt hat, nennt sich Crowdfinanzierung: Online-Kreditmarktplätze, wie das Portal Kapilendo, präsentieren potentiellen Anlegern zur Finanzierung stehende Projekte. Inklusive relevanter Angaben wie Zinssatz, Laufzeit und Rating. Überzeugt ein Vorhaben genügend Investoren und ist es vollständig finanziert, landet das Geld binnen Tagen auf dem Konto des Kreditnehmers. Tilgung und Zins laufen dann, wie bei der Bank, in konstanten Raten bis Laufzeitende.

„Erfolgreiche Kampagnen wie das Casenio-Projekt zeigen, dass Anleger bereit sind, in verständliche und inovative Geschäftsmodelle zu investieren“, sagt Kapilendo-Geschäftsführer Christopher Grätz. Seine Kunden kommen meist aus dem deutschen Mittelstand, darunter auch Unternehmen aus der Pflegebranche. Will ein Pflegedienstleister beispielsweise mit einem Kredit seine Leistungen ausbauen und dafür zusätzliches Personal einstellen, muss er bei der Kreditanfrage interne Zahlen offenlegen. Das Wagnis für Investoren bewertet der Finanzdienstleister dann anhand von Risikoklassen. Ein geringerer Zins geht mit einer geringeren Ausfallgefahr einher und umgekehrt. Die Faustregel für Anleger lautet wie immer: Höheres Risiko bedeutet auch höhere Renditechancen.

Online-Finanzierer punkten mit Geschwindigkeit

Wird das Ausfallrisiko als zu hoch bewertet, lehnen die Geldbeschaffer aus dem Netz Kreditanfragen ab. Dauert jedoch der Prüfungsprozess bei klassischen Banken im Schnitt vier bis sechs Monate, bearbeiten Online-Finanzdienstleister Anfragen innerhalb weniger Tage. Die Vorteile der Plattformen liegen darin, dass sie Prozesse digitalisieren, dadurch Kosten sparen und so teils günstigere Konditionen anbieten können, als viele traditionelle Bankfilialen. Was bei einmal aufgenommenen Projekten fast immer der Fall ist: Nachdem sie auf der Plattform live geschaltet sind, kommen die Kreditsummen schnell zusammen: „Inzwischen gibt es Projekte, die innerhalb weniger Minuten finanziert sind“, erläutert Kapilendo-Mann Grätz die Entwicklung.