Uli & die Demenz: Lieblings-Ideengeber für die Aktivierung

Tipps von außen bringen neuen Pepp in meinen Betreuungsalltag

Bild: pixabay.com

Zwei Kisten sind es. Sie sind prall mit Spielen und Material für die Aktivierung gefüllt. Immer wieder fische ich mir etwas davon raus und lasse mich mit neuen Ideen für die Aktivierung inspirieren. Folgende drei Produkte sind es, die ich immer wieder heraus greife – und oft und gerne verwende.

Oft ist es das Beste, das Nächstliegende zu tun. Über Alltagsthemen zu reden, die sich anbieten – oder eine Runde spazieren zu gehen. Manchmal merke ich aber auch, dass es mir hilft, wenn ich Impulse von außen bekomme. Dazu hilft mir verschiedenes Material, das ich gerne verwende. Meine drei Lieblings-Hilfsmittel stelle ich hier vor.

Schöne Erinnerungen

Ich sitze mit einigen Heimbewohnern am Tisch. Die Gruppe ist gemischt. Menschen mit und ohne Demenz. Frau Hermann befrage ich nach ihrer Kindheit. Aber bald stößt das Gespräch an seine Grenzen. Da fällt mir ein, dass ich ein Buch im Rucksack habe: „Daran erinnere ich mich gerne!“, heißt es. Ich nehme es heraus. Die gut 30 Seiten sind überschaubar. Nach verschiedenen Lebensbereichen ist es gegliedert (z.B. Beruf, Hobby, Tanzen). Sehr schnell finde ich auch das Thema, das in die jetzige Situation passt: „Die Kindheit.“ Ich blättere das Buch auf und lege es auf den Tisch.

Der Aufbau ist ein Hingucker: Auf der linken Seite befindet sich ein großes, gemaltes Bild vom Eingangsbereich eines Hauses. Drei Jungens, die mit Murmeln spielen. Zwei Mädchen schieben einen Kinderwagen. Und die Mutter trägt einen Korb voller Wäsche über den Hof. Die Bewohner am Tisch beugen sich interessiert über das Buch. Eine Frau zeigt auf das Bild: „Da.“ Das Haus hat eine kaputte Fassade. Die Dame schüttelt den Kopf und wirkt, wie wenn sie über etwas nachdenken würde. Eine andere Frau erzählt davon, wie man früher Wäsche gewaschen hat.

Auf der gegenüberliegenden Seite des Buches sind einzelne Kinderspielsachen abgebildet: Ein Kreisel, ein Auto – oder ein Hüpfseil. Und daneben befinden sich Fragen zur Kindheit. Ich liebe dieses Buch und benutze es gern und häufig. Es regt Gespräche wie von selbst an.

Den Wortfluss anregen

Herr Peters ist unruhig. Spazieren gehen will er nicht. Reden möchte er auch nicht. Aber er will auch nicht alleine sein. Egal, was ich tue – Herr Peters nestelt an seiner Decke herum. Bei einer Bewegung stoße ich an meine Hosentasche. Darin ist etwas Kleines, Eckiges: Aha, die Redensarten-Karten „Ja, so hieß das!“. Ich greife in die Tasche. Das Spiel besteht aus Sprichwörtern, Liedern und Werbesprüchen zum Mitraten. Also versuche ich mal mein Glück: „Miele, Miele, sprach die Tante, die alle Waschmachinen…“

„…kannte“, ergänzt Herr Peters und grinst.
Ich zücke die nächste Karte. Die Schrift ist groß genug, dass Herr Peters sie selber noch lesen kann. Da er inzwischen aufmerksam geworden ist und mich anschaut, halte ich ihm die Karte in sein Sichtfeld. Er liest die Vorderseite: „Aus den Augen, aus…“ – und dann ergänzt er: „…dem Sinn“. Jetzt habe ich seine Aufmerksamkeit. Herr Peters ist ungeteilt bei mir. Wir haben nun einige Minuten…

Damit möglichst viele verschiedene Materialien in meinen Taschen Platz haben, habe ich nur zehn von den 100 Karten dabei. Aber da ich oft mit solchen Redensarten arbeite, fallen mir zum Glück noch ein paar mehr ein. Toll, diese Karten sind klein, handlich und gut variierbar. Sie sind robust. Man kann davon vorlesen – oder sein Gegenüber selber lesen lassen. Manchmal halte ich die Karten in der Hand. Manchmal lege ich sie auch auf den Tisch. Diese Karten bereichern meine Möglichkeiten.

Viele Spiele

Zuhause zücke ich gerne „Das große Spielebuch für Senioren. 111 Spiele zum Gedächtnistraining, Bewegen, Wahrnehmen und Spaßhaben“. Hier finde ich neue Spiele aus den Bereichen:

  • Gesellschafts- und Glücksspiele
  • Denk-und Konzentrationsspiele
  • Wahrnehmungsspiele
  • Bewegungsspiele

Oft sind die Ideen einfach – und es reichen normale Alltagsmaterialien wie ein Blatt Papier oder ein Päckchen Streichhölzer. Genial finde ich zum Beispiel das Spiel „Deckel drauf“. Dazu nimmt man einige Behälter, die einen Deckel haben: Kleine Dosen, Schraubgläser, Parfümflaschen oder Schachteln. Diese werden auf den Tisch ausgebreitet. Und die Teilnehmer versuchen nun, den passenden Deckel dem entsprechenden Behälter zuzuordnen.

Diese und weitere 110 Spiele sind in „Das große Spielebuch“ jeweils auf einer bis maximal drei Seiten erklärt. Da das Buch relativ schwer ist, packe ich es nicht in meine Betreuungstasche, die ich ins Heim mitnehme – sondern nehme immer gezielt zwei oder drei Ideen daraus mit.

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