Uli & die Demenz: Jetzt geh‘n wir mal aufs Klo

Warum ich das „wir“ aus meinem Wortschatz streiche…

Fragezeichen
Muss er etwa auch auf die Toilette? (Bild: pixabay.com)

„Jetzt geh‘n wir mal aufs Klo“, sagt Pfleger Bert zu Frau Holzmann. Darauf Frau Holzmann: „Ach, müssen Sie auch?“

„Jetzt gehen wir mal da rüber“, erkläre ich Frau Schmidt. Und ich frage Herrn Blauheimer: „Wie geht es uns denn heute?“ Und von Frau Bloch will ich wissen: „Haben wir schon ausgeschlafen?“ Warum eigentlich rutscht mir immer wieder einmal das „wir“ heraus?

Mehr Autorität?

Vielleicht will ich damit ja meine Autorität erhöhen. Kann sein, dass ich mit dem „wir“ dem Gesagten mehr Gewicht gebe. Mag sein, dass ich mich mit dem „wir“ wohler fühle. So sind „wir“ schließlich in der Mehrzahl. Vielleicht habe ich auch das Gefühl, dass ich so weniger von oben herab mit dem anderen spreche.

Zu sehr identifiziert

Oder: Kann es sein, dass ich mit meinem Gegenüber zu vertraut geworden bin? Fehlt mir der professionelle Abstand? Bin ich ihm zu nah? Nehme ich ihn gar nicht mehr als Gegenüber wahr? Als Menschen, den man mit „Sie“ anspricht?

Nicht ernst nehmen

Sehe ich den anderen wirklich als einzigartigen Menschen und als Persönlichkeit, wenn ich ihn mit „wir“ anspreche? Was verrät die Anrede eigentlich über mein Denken? Wie ergeht es mir, wenn ein anderer etwas über sich und mich sagt – und mich dabei mit „wir“ anspricht? Habe ich dann nicht das Gefühl, der andere nimmt mich nicht ernst?

Woran liegt es eigentlich, dass mir immer wieder einmal das „wir“ heraus rutscht? Ich weiß es nicht. Aber ich bin dabei, es aus meinem Wortschatz zu streichen. Jedenfalls dann, wenn ich mit dementen Menschen zu tun habe. Denn es kommt mir unpassend vor.

Stattdessen sage ich: „Ich bringe Sie zum Tisch.“ „Wie geht es Ihnen?“ „Haben Sie gut geschlafen?“ Da habe ich das Gefühl: Das ist konkret. Hier ist klar, wer gemeint ist. So will ich weg kommen vom Wischi-waschi. Und hin zu einer klaren Anrede.