Fotoprojekt: Hunde und Senioren

Kaum ein Pflegeheim lässt Haustiere zu. Ein Fotograf plädiert für die Vierbeiner.

Für viele Rentner der beste Freund: Der eigene Hund (Foto: Werner Krüper)

Besuchshund Eddie tippelt mit wedelndem Schwanz durch Greta Maiers Zimmer. Seine kalte Schnauze berührt die herabhängende Hand der Demenzkranken. Greta Maiers Augen strahlen. Die sonst so zurückgezogene Bewohnerin lächelt. Wenn Eddie da ist, geht für sie die Sonne auf.

Wie Greta Maier geht es vielen Pflege- und Seniorenheimbewohnern. Das Streicheln von Hund Eddie schüttet Glückshormone aus. Viele kranke Menschen werden nur selten berührt, umarmt, liebkost. Partner sind bereits gestorben, andere schrecken vor der faltigen Haut zurück. Oft entsteht ein Berührungsdefizit.

Vierbeiner vermitteln Wärme

Eddie hingegen ist ungehemmt. Er tapst zielstrebig auf Demenzkranke und Bettlägerige zu. Leckt mit seiner rauen Zunge die Hand und lässt sich streicheln. Der Patient fühlt sich angenommen. Trotzdem: In den meisten Einrichtungen dürfen Bewohner keine Haustiere halten.

Werner Krüper mit seinem Hund Henry (Foto: Werner Krüper)

Hunde im Heim: Kein No-Go

„Warum eigentlich?“, fragt sich Fotograf Werner Krüper, selbst Hundehalter. Er hat den positiven Vierbeiner-Effekt jahrelang beobachtet. Der frühere Pfleger für Intensivmedizin will zeigen, dass Hunde in Pflegeeinrichtungen kein No-Go sind. Er startet das Fotoprojekt „Hunde und Senioren“, schreibt Träger an und spürt Häuser auf, in denen Bello erlaubt ist. Dort sucht er nach fotowilligen Senioren, die ihr Hundeglück teilen wollen.

Das Tier als Aufgabe

„Es tut jedem Mensch gut, sich um ein anderes Lebewesen zu kümmern“, so der Bielefelder. Die Älteren fühlen sich durch die Tiere gebraucht. „Viele im Heim lebende Menschen bekommen wenig Besuch. Ein Hund ist für sie ein toller Sozialpartner“, fügt er hinzu. Als Fotograf arbeitet er für Fachpublikationen und Werbung in Einrichtungen des Gesundheitswesens und hat deshalb fast täglich Kontakt zur Senioren.

Der Hund gibt dem Menschen eine Aufgabe (Foto: Werner Krüper)

„Senioren mit Haustier fühlen sich schnell heimisch“

Die Resonanz auf Krüpers Angebot ist verhalten. Bis jetzt hat der 55-Jährige sieben Hund-Mensch-Paare vor der Linse gehabt. Ein Portrait entstand im Caroline Oetker Stift in Bielefeld. Dort sind Haustiere willkommen. „Die Verbindung zwischen Mensch und Tier ist stark. Senioren mit Haustier fühlen sich schneller heimisch“, erklärt Direktor Peter Wendt das Konzept. Momentan leben zwei Windhunde und mehrere Wellensittiche im Stift. Außerdem gibt es eine große Voliere, die für alle zugänglich ist und in der zahlreiche Vögel von Ast zu Ast flattern. „Ein beliebter Treffpunkt.“

Mehr Kontakte dank Bello

Die Hundebesitzer unter den Rentnern seien merklich fitter, erzählt Wendt. Durch die Vierbeiner bewegen sie sich regelmäßig. „Sie laufen bei Wind und Wetter mit dem Hund durch den Park“, so der Einrichtungsleiter. Und auch andere Bewohner profitieren von den Fellknäulen. Wendt: „Die Hunde sorgen für Gesprächsstoff. Bekanntschaften entstehen, die es sonst nicht geben würde.“ Und wenn der Besitzer krank wird? „Dann kümmern sich meist Angehörige oder andere Bewohner. Das Personal musste noch nie einspringen.

Portraits in ganz Deutschland möglich

Für die Fotoshootings kommt Werner Krüper in jedes deutsche Heim. „Hund und Herrchen sollen sich wohl fühlen“, sagt er. Mitmachen lohne sich. „Die Fotos beweisen, dass ein Zusammenleben von Mensch und Tier auch im Pflegeheim möglich ist“, erklärt der Kameraprofi. Ein Portrait von Frauchen und Bello als Team fürs Nachttischchen gibt’s oben drauf.

Mit den Positivbeispielen will Krüper auf Ausstellungstour gehen: „Direkt in Heimen selbst. Vielleicht gibt das einen Anstoß zum Umdenken.“

Machen Sie mit!
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