Wenn Chefs und Pflegeschüler „reden“

Gelungene Kommunikation: So reden Chefs mit jungen Menschen im Pflegealltag

Rhetoriktrainer Peter Flume
Rhetoriktrainer Peter Flume gibt Tipps für die Kommunikation zwischen den Generationen. (Foto: Tom Pingel)

Die Kommunikation zwischen Alt und Jung in der Pflege ist voll von Protesthaltung und Vorurteilen. Kein Wunder, dass der jeweils andere unproduktiv und verstockt erscheint. Wie Heimleiter und Führungskräfte auf die Generation Smartphone zugehen können, lesen Sie hier.

Am Beginn steht das Zuhören: Egal wie alt der Mensch ist, der Ihnen gegenübersitzt, um sich auf ihn einzustellen, sollten Sie genau hinhören. Dazu gehört auch, den Menschen zum Erzählen zu ermutigen, Fragen zu stellen und den anderen ausreden zu lassen. Interesse zeigen hilft immer, um eine gemeinsame Basis zu finden. Egal, ob der Gesprächspartner 6 oder 66 Jahre auf dem Buckel hat.

Innere Einstellung überdenken: Sie glauben, Pflegeschüler sind faul, doof und hängen nur am Smartphone? Da sind Verständigungsprobleme vorprogrammiert. Sensibilisieren Sie sich und Ihre Pflegemannschaft für ihre Vorurteile. Fordern Sie Bereitschaft für produktive Kommunikation und leben selbst vor, wie man offen auf Kollegen zugeht. Diese Haltung können Einrichtungsleiter sehr gut mit Seminaren, Theatermethoden und Workshops unterstützen. Die Grundeinstellung muss aber bei allen Betroffenen von innen kommen.

Miteinander Lösungen finden: Auch wenn die Generationen X, Y und Z jung sind, sie befinden sich im Pflegealltag, haben eine Meinung und Wünsche an ihren Job. Wer die Betroffenen fragt, was sie brauchen, erhält häufig wertvolle Informationen. Und falls das Gespräch keine Früchte trägt, fühlt sich der junge Mensch mit Sicherheit wertgeschätzt.

Erklären, erklären, erklären: Heute 16- bis 25-Jährige sind anders aufgewachsen, als die Generation der Babyboomer. Wenn der Pflegedienstleiter möchte, dass der Nachwuchs seine Werte versteht, muss er diese vorleben und erläutern. Niemand kann in einer diversen Welt davon ausgehen, dass jeder deutsche Tugenden oder die Werte des Mittelstands bereits verinnerlicht hat.

Bereitschaft zur Veränderung: Messenger statt Mail, Skype statt Meeting, Smartphone statt PC. Nicht alle Gewohnheiten der Generation Smartphone sind negativ. In Sachen schneller, digitaler Kommunikation können Heimleiter sicher noch etwas von den Jüngeren lernen. Und mal ehrlich: Einige der hier aufgezählten Medien nutzen die Führungskräfte sicher selbst sehr intensiv. Auf der anderen Seite können und sollten Vorgesetzte von jüngeren Mitarbeitern verlangen, sich an Gepflogenheiten im Business zu gewöhnen.

Wertschätzung kultivieren und zeigen: Wenn sich ein junger Mensch von seinen Helikoptereltern frei macht und im Unternehmen sein Bestes gibt, sollte das wertgeschätzt werden. Chefs sollten loben, wenn Lob angebracht ist und nicht nur tadeln. Führungskräfte sollten von Auszubildenden verlangen, was sie sich von allen Mitarbeitern wünschen: Offene, ehrliche Kommunikation, Zuhören an den richtigen Stellen und die Arbeit an der gemeinsamen Sache. Niemand muss die Jugendlichen mit Samthandschuhen anfassen, Chefs dürfen verlangen, dass andere sich der Einrichtung und ihrer Kultur anpassen. Man muss allerdings die Weichen stellen für erfolgreiche Kommunikation und damit für ein reibungsloseres Miteinander im Arbeitsalltag.

Junge Kollegen einbinden: Viele der jungen Menschen sind als Einzelkinder aufgewachsen und standen damit im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit und Fürsorge ihrer Eltern. Derart im Fokus zu stehen, erwarten sie nun auch von ihren Chefs und den Kollegen im Team. Chefs sollten die „Sozialisierung“ unterstützen, indem sie dem jungen Menschen immer wieder deutlich machen, wie sich sein Verhalten, sein Engagement und seine Kommunikation auf das Miteinander im Team auswirken. Führungskräfte sollten mit dem gesamten Team daran arbeiten, dass neue Teammitglieder als Bereicherung empfunden werden und ihren Platz in der Gemeinschaft schnell finden.