Untersuchung: Essen ist Risikofaktor
Essen in Pflegeeinrichtungen genießt einen zweifelhaften Ruf. 2015 sorgte Frührentner Jürgen für Furore. Er fotografierte seine Mahlzeiten in einem Nürnberger Pflegeheim und veröffentlichte die unappetitlichen Bilder auf Facebook. Die Seite heißt mittlerweile „Wir fotografieren unser Essen“ und hat über 40.000 Fans. Nun zeigt eine Untersuchung des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL), dass von Essen in Seniorenheimen und Kliniken eine Gesundheitsgefahr ausgeht.
Unnötige gesundheitliche Risiken
Die aktuellen Ergebnisse der Lebensmittelüberwachung, die das BVL präsentiert, sind eindeutig: Krankenhäuser und Pflegeheime riskieren, dass Patienten und Bewohner vom Essen krank werden. Lebensmittel wie Feinkostsalate, Rohwürste und Räucherfische stehen auf der Risiko-Liste ganz oben. Sie sind oft mit Keimen belastet, die zu schweren Infektionen führen können.
Vollständiger Verzicht ist selten
Bei 1880 Betriebskontrollen verzichteten gerade einmal zehn Prozent vollständig auf Risikolebensmittel. „Es ist erschreckend, dass in so vielen Betrieben, in denen man gesund werden soll, das Risiko besteht, am Essen zu erkranken“, fasst BVL-Präsident Dr. Helmut Tschiersky zusammen.
Handlungsempfehlungen seit 2011
Dabei hat das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) bereits 2011 Hinweise geliefert, die besonders empfindliche Personen vor Lebensmittelinfektionen schützen sollen. Bedenklich: Nicht einmal die Hälfte der kontrollierten Einrichtungen kannte diese Empfehlungen. Tschiersky fordert deshalb, das Bewusstsein für derartige Risiken müsse deutlich zunehmen.
Krankheitsausbruch möglich
Weitere Studien belegen, dass risikobehaftete Lebensmittel zu Krankheitsausbrüchen führen. So fanden die Kontrolleure Listerien in jeder achten Probe streichfähiger Rohwurst. Diese Bakterien können schwere Erkrankungen auslösen. Im gleichen Jahr wurden 389 lebensmittelbedingte Krankheitsausbrüche ans Robert Koch-Institut und das BVL gemeldet, bei 49 konnte die Ursache sicher bestimmt werden. Neun davon betrafen Schulen, Kantinen und Pflegeheime.
Was tun?
Zum einen ist es wichtig, die Ergebnisse zu verbreiten und auf die Handlungsempfehlung des BfR hinzuweisen. Pflegebedürftige, Angehörige, aber auch Pfleger und Küchenhelfer können als Multiplikatoren agieren. Zum anderen sollten Bewohner und Patienten entsprechende Lebensmittel meiden, dabei können Angehörige und Pflegende sie unterstützen.