Uli & die Demenz: Lasst mich Häufchen machen

Wie will ich leben, wenn ich es nicht mehr selber entscheiden kann?

(Bild: pixabay.com)

Viele Menschen haben Angst davor, pflegebedürftig und abhängig zu sein. In einem Buch mit dem Titel „Meine Lebensverfügung für ein gepflegtes Alter“ rät der Autor dazu, die eigenen Wünsche auszuformulieren. Er träumt davon, dass sich auf diese Art eine standardisierte Pflege zu einer individuellen Pflege entwickelt. Weil ich diesen Traum ebenfalls erstrebenswert finde, habe ich auch etwas aufgeschrieben, das ich für mein Alter wichtig finde.

Wie will ich leben, wenn ich alt bin? Was wünsche ich mir von den Pflegekräften, die sich um mich kümmern? Hier ein Aspekt, der mir wichtig ist…

Zettel, Zettel, Zettel

Da ich in verschiedenen Bereichen tätig bin, ist es manchmal schwierig, alles unter einen Hut zu bringen. Meine Arbeitsmethode ist dabei – so finde ich – so einfach wie genial: Damit ich mich nicht „verzettle“, schreibe ich all meine Aufgaben auf kleine Zettel. Und die breite ich dann auf dem Tisch aus. Anschließend ordne ich die Zettel: „wichtig“, „nicht ganz so wichtig“, „dringend“, „nicht dringend“. Manche Sachen erledige ich sofort. Andere ordne ich in meinem Register einem anderen Wochentag zu – und erledige sie dann. Wieder anderes notiere ich in mein Ideen-Buch. Für später.

Rituale beachten

Zettel häufe ich seit vielen Jahren so an. Tag für Tag, immer wieder. Es ist zu einem Ritual geworden, das ich immer wieder wiederhole. Ich sage dann: „Jetzt mache ich wieder meine Häufchen.“ Oder wenn ich gestresst bin und den Überblick verliere: „Jetzt muss ich erst mal meine Häufchen machen – dann geht’s mir wieder besser.“ Die Häufchen aus Papier haben etwas Beruhigendes für mich. Ich merke, welche Aufgabe wie wichtig ist – und was ich erst in ein paar Tagen erledigen kann. Und mancher Zettel wandert sogar unerledigt (!) in den Papierkorb…

Liebe Betreuungskräfte,

wenn ich alt und pflegebedürftig werde, wisst bitte um dieses Ritual in meinem Leben. Ich kann mir nämlich gut vorstellen, dass ich glücklich bin, wenn ich am Tisch sitze – und vor mir viele Zettel habe. In verschiedenen Größen und Farben. Diese Zettel kann ich in eine Ordnung bringen. Das macht mich glücklich. Mag sein, kein Mensch wird mein System verstehen. Vielleicht verstehe ich es selber nicht. Aber bitte: Lasst mich meine Zettel sortieren, „Häufchen machen“. Ich habe das oft in meinem Leben wiederholt. Und die „Häufchen“ haben Struktur in meinen Alltag gebracht. Ich will das auch tun, wenn ich alt bin.

Nette Eigenheiten

So hat jeder Mensch seine netten Eigenheiten. Und wenn er alt und pflegebdürftig ist, kann es nur von Vorteil sein, wenn die Pflegekräfte diese Gewohnheiten berücksichtigen können.
Also: Nur Mut. Schreiben Sie einmal Ihre netten Eigenheiten auf. Die Pflegekräfte, die sich später um Sie kümmern, werden Ihnen dankbar sein.

Übrigens: Diese Kolumne begann mit einer kleinen Notiz. Diese stand auf einem Zettel. Und dieser Zettel lag auf einem meiner Häufchen.